Die
nächste Station hieß Washington D.C., die Hauptstadt der Vereinigten Staaten
von Amerika. Um dorthin zu gelangen, entschied ich mich für einen weiteren
Inlandsflug. Nach der Ankunft traf ich mich zunächst mit Susan am Dupont Circle
zum Mittag. Wir hatten uns in Orlando kennen gelernt und waren - da geteiltes
Leid nur halbes Leid ist - einen Abend gemeinsam aus dem ekeligen Hostel
geflüchtet, um zusammen essen zu gehen. Anschließend besichtigte ich den
Arlington Cemetery sowie das Pentagon mit dem dazugehörigen Pentagon Memorial.
In
meinen Notizen, welche mir bei der nachträglichen Erstellung der Berichte eine
große Hilfe sind, habe ich außerdem folgenden kuriosen Eintrag vermerkt:
"Asiate hilft mir bei Kauf Metrokarte." Manchmal wundere ich mich
ehrlich über mich selbst, was ich mir da so aufgeschrieben und ganz offenbar
als festhaltenswert eingestuft habe. Ich muss leider gestehen, dass ich mich
weder an den offenbar komplizierten Erwerb der Fahrkarte noch an die
freundliche Begegnung mit meinem Helfer erinnern kann und das Erlebnis demnach
wohl keinen nachhaltigen Eindruck bei mir hinterlassen hat. Andererseits bin
ich durchaus positiv überrascht, an wie viele Sachen ich mich doch noch
erinnern kann. Vieles ist allerdings tatsächlich auch erst beim Schreiben
wieder hervorgekommen.
Die Tage in
Washington waren in Summe sehr kulturell geprägt und wirklich interessant, auch
wenn die amerikanische Kultur zugegebener Maßen natürlich nicht sehr alt ist.
Das stört die Amerikaner aber bekanntlich wenig und der Nationalstolz ist in
Washington besonders stark zu spüren. Ich verbrachte viel Zeit auf der
sogenannten National Mall, welche sich zwischen dem Kapitol und dem Lincoln
Memorial erstreckt. Sie wird zu beiden Seiten von einer ganzen Reihe an Museen
gesäumt und grenzt u. a. an das Gelände des Weißen Hauses, dem Regierungssitz
des US-amerikanischen Präsidenten. Fürs Erste besuchte ich u. a. die Library of
Congress, das Air & Space Museum, das Natural History Museum, das
Smithsonian Castle sowie das Washington Monument und das Lincoln Memorial.
Am nächsten Tag
standen das Korean War Memorial, das Martin Luther King Memorial sowie das
Franklin D. Roosevelt Memorial und das Jefferson Memorial auf dem Programm.
Außerdem stattete ich dem American History Museum und der Portrait Gallery
einen Besuch ab. Auf einen Besuch im Kapitol verzichtete ich mehr oder weniger
aus Trotz: Es war unglaublich heiß und schwül in der Stadt und ich hatte mir
gerade eine neue Flasche Wasser gekauft, die sogar noch ungeöffnet war.
Natürlich gelangte man ins Kapitol aber nur mit einem Sicherheitscheck und die
Beamten verlangten von mir die Abgabe meiner Flasche, weil die Mitnahme von
Flüssigkeiten verboten war. Das fand ich in dem Moment so unpassend, dass ich
mich konsequenter Weise entschied dann eben nicht ins Kapitol zu gehen.
Den Abend verbrachte
ich entspannt im Hostel und schaute zum ersten Mal seit Wochen wieder fern. Im
Gemeinschaftsraum lief erst "Silver Linings" und danach die für mich
erste Folge "Game of Thrones" überhaupt. Davon hatten immer alle geschwärmt,
deshalb war ich ganz neugierig. Als aber einer der Charaktere getötet wurde,
indem ihm ein anderer die Augen ausdrückte, beschloss ich die Serie blöd zu
finden und habe sie auch seitdem nie wieder gesehen. Außerdem ließ mich einer
der Hostelbewohner auf seinem Handy ein von ihm selbst programmiertes Spiel
testen, bei dem man in einer bestimmten Reihenfolge über Felsen springen
musste. Das machte ziemlich viel Spaß und war viel besser als Fernsehen.
Den gemischten
Schlafsaal teilte ich mir zum ersten Mal mit 11 anderen Personen. Normalerweise
hatte ich nur in Räumen für ca. 4-6 Personen übernachtet und war daher erst ein
wenig skeptisch. Wie sich herausstellte, war die große Personenanzahl aber eher
von Vorteil. Weil natürlich auch mehr Leute gestört werden konnten, ging es
hier wesentlich rücksichtsvoller und ruhiger zu als ich das bisher gewohnt war.
Allerdings hatte mich der übliche Hostellärm ohnehin nie besonders gestört,
denn schon zu Beginn der Reise hatte ich mich schnell daran gewöhnt und deshalb
trotzdem immer wie ein Baby geschlafen. Oft ging ich abends in einem sonst
leeren Raum ins Bett und wachte morgens in einem vollen Schlafsaal auf ohne
auch nur irgendetwas mitbekommen zu haben.
Kapitol bei Sonnenschein |
Lincoln Memorial Reflecting Pool und Washington Monument |
Abraham Lincoln |
das Weiße Haus |
General William Tecumseh Sherman Monument |
Thomas Jefferson Memorial |
Tags darauf traf ich
mich erneut mit Susan und wir erkundeten gemeinsam die Stadtviertel Georgetown
und Adams Morgan. Außerdem begann an diesem Tag die Fußball WM und wir wollten
unbedingt das Eröffnungsspiel zwischen Brasilien und Kroatien schauen. Dazu
kehrten wir in eine gemütliche Bar namens "Black Squirrel" ein und
ließen uns Bier und Cocktails schmecken.
Am nächsten Morgen
wurde ich beim Check-out von Jake angesprochen, der mitbekam, dass ich aus
Deutschland war. Es stellte sich heraus, dass er selbst ziemlich gut Deutsch
sprach, denn er hatte während seines Studiums eine Zeit lang in Duisburg
gelebt, welches er treffender Weise als "Scheißburg" bezeichnete. Wir
machten uns gemeinsam auf die Suche nach einem Frühstück und er begleitete mich
danach noch zur Busstation, wobei er freundlicherweise meinen Rucksack trug.
Unterwegs kamen wir u. a. am Weißen Haus vorbei, woraufhin er folgenden Eintrag
bei Facebook postete:
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