Von Houston ging es
mit dem Bus weiter nach New Orleans, auch bekannt als die "Wiege des
Jazz". Nicht, dass ich mir jemals besonders viel aus Jazz gemacht hätte,
dennoch hat sich der Besuch durchaus gelohnt. Auf dem Weg zu einer ersten
Erkundungstour durch die Stadt kam ich an der Straßenbahnhaltestelle mit Matt
ins Gespräch, der im selben Hostel wohnte und für die nächsten Tage zu meinem
Begleiter wurde. Wir erkundeten gemeinsam u. a. das French Quarter, den
ältesten Stadtteil von New Orleans, die Promenade "The Moon Walk" am
Ufer des Mississippi, das Garden District sowie verschiedene Parkanlagen.
Unterwegs kehrten
wir kurz an einer Tankstelle ein, weil Matt auf die Toilette musste. Während ich
auf ihn wartete, vertrieb ich mir die Zeit mit dem Studium der reichhaltigen
Getränkeauswahl. Meinen angesichts des Überangebots an zuckerhaltigen
Durstlöschern ratlosen Blick richtig deutend, bot mir der nette Tankwart
umgehend seine kompetente Hilfe an. Er empfahl mir die Marke Dr. Pepper, welche
mir in der Tat schon öfter begegnet war, und ich gestand, dass ich diese noch
nie probiert hätte. Weil das natürlich inakzeptabel war, schenkte er mir prompt
eine gratis Kostprobe in der kundenfreundlichen Probiergröße von 0,5 l. Das war
wirklich nett. Meine Bewertung des hoch angepriesenen Getränks fällt allerdings
nur so lala aus: Schmeckt ziemlich süß, ein bisschen wie Kirschcola.
Den Abend
verbrachten wir nach einem leckeren Abendessen im Chicki Wah Wah in gemütlicher
Atmosphäre mit Bier auf der Terrasse am Pool. Dort traf ich auch Dallas aus
Dallas wieder, der ein paar Tage später nach New Orleans gekommen war und per
Zufall ausgerechnet im selben Hostel landete wie ich. Manchmal ist die Welt
eben ein Dorf.
Den darauffolgenden
Tag läuteten wir mit einem ausgiebigen Frühstück bei Stanleys ein und
schlenderten anschließend über den Markt "French Market Place", wo es
u. a. frisches Obst und Gemüse gab. Außerdem besuchten wir spontan das örtliche
Casino und verspielten erfolglos ein paar Dollar an den Slot Maschinen.
Während wir durch
die Stadt bummelten, kamen wir irgendwann auf das Thema Alkohol zu sprechen und
ich erklärte Matt, was ein Radler ist. Das kannte er nicht, weil es in den USA
recht unpopulär ist. Er wollte es aber gern probieren, sodass wir uns eine Besonderheit
der Stadt zu Nutze machte: Fast überall in den USA ist der Genuss von Alkohol
auf öffentlichen Freiflächen nämlich verboten. Das Touristenviertel in New
Orleans bildet hier jedoch eine seltene Ausnahme. Also kauften wird uns im
nächsten Laden überteuertes Bier und Sprite, um diese miteinander zu
vermischen. Zu dem Bier bekamen wir außerdem so kleine braune Papiertütchen wie
man sie aus amerikanischen Filmen kennt, denn man darf Alkohol tatsächlich nur
dann auf der Straße trinken, wenn er total unauffällig in dieser Papiertüte
eingepackt ist. Der Sinn davon erschloss sich mir zwar nicht, geschmeckt hat es
uns aber trotzdem.
Ebenfalls sehr
spontan und aus dem Gespräch heraus entschieden wir uns auf einer nahe gelegenen
Driving Range, also einem Übungsplatz für Golfer, ein paar Bälle zu schlagen.
Ich hatte das noch nie gemacht und wollte es sowieso schon immer mal
ausprobieren, da war die Gelegenheit günstig. Auf der Driving Range angekommen
liehen wir uns Schläger und einen Eimer mit 100 Bällen und schon konnte es los
gehen. Der Abschlag erfolgt von Kunststoffmatten in einer Abschlaghütte, die
Bälle werden später wieder von einer Ballsammelmaschine eingesammelt. Alles in
allem also eine sehr bequeme und simple Sache.
Schnell stellte ich
allerdings fest, dass auch Golfen - wie so vieles - deutlich leichter aussieht
als es in der Praxis tatsächlich ist. Jedenfalls war es gar nicht so einfach
den Ball richtig zu treffen, damit er dann auch wirklich weit fliegt. Zum Ende
hin wurde es aber immer besser und vor allem hat es richtig viel Spaß gemacht.
Einziges Manko waren ein paar ziemlich üble Blasen, die sich an meinen Händen
gebildet hatten und mich danach noch eine Weile schmerzhaft begleiteten.
Anschließend machten
wir uns zu Fuß auf den Rückweg. Da wir ziemlich erschöpft waren und die Sonne
vom Himmel brannte, hatte Matt die Idee zu trampen. Ich stimmte zu, denn ihn
als Begleitung zu haben schien mir Sicherheit genug zu sein, und tatsächlich hielt
keine Minute später eine junge Frau an, um uns die restlichen 2 km mit in die
Stadt zu nehmen. Zur Beruhigung meiner Mama: Es war und blieb das einzige Mal
in meinem bisherigen Leben, dass ich getrampt bin und es war ziemlich
unspektakulär ;) Die Fahrerin war dann auch etwas überrascht von sich selbst
und beteuerte sie hätte noch nie jemanden mitgenommen und wisse gar nicht
genau, wieso sie eigentlich angehalten habe. Offenbar waren wir ihr einfach
direkt sympathisch.
Am Abend aßen wir
lecker im Hard Rock Café. Im Anschluss wartete dann die Bourbon Street auf uns,
die bekannt ist für ihre vielen Bars und das touristische Herz des French
Quarters bildet. In Erwartung eines unterhaltsamen Abends wurden wir aber
leider ziemlich enttäuscht. In Erinnerung geblieben sind mir jedenfalls vor
allem die unangenehmen Gerüche und die viele unterschiedliche Musik, die
zeitgleich aus bis zu drei verschiedenen Bars drang. Alles in allem war es
laut, bunt und nicht mein Fall, sodass wir uns frühzeitig zurück ins Hostel
begaben.
Für den letzten Tag
hatten wir keine großen Pläne und verbrachten die meiste Zeit lesend oder mit
Spazierengehen im Louis Armstrong Park. Am Abend gab es für jeden von uns eine
große Portion Sushi. Tags darauf trennten sich unsere Wege in unterschiedliche
Richtungen: Für mich ging es weiter nach Orlando, für Matt nach Costa Rica.
Ein paar Tage später
postete er den nachfolgenden Beitrag auf Facebook. Ein schöneres Kompliment
kann man als temporärer Reisepartner wohl nicht bekommen. Im Herbst 2015
erhielt ich sogar eine Einladung zu seiner Hochzeit auf Hawaii, konnte diese
aber bedauerlicher Weise nicht annehmen. Im Alltag der vergangenen Jahre hat
sich der Kontakt dann leider verloren. Ich habe mir aber vorgenommen Matt und
seine Frau, die mittlerweile in Durango wohnen, während meiner nächsten
USA-Reise zu besuchen.
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Matt's Facebook Eintrag |
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