Dienstag, 14. April 2020

New Orleans

Von Houston ging es mit dem Bus weiter nach New Orleans, auch bekannt als die "Wiege des Jazz". Nicht, dass ich mir jemals besonders viel aus Jazz gemacht hätte, dennoch hat sich der Besuch durchaus gelohnt. Auf dem Weg zu einer ersten Erkundungstour durch die Stadt kam ich an der Straßenbahnhaltestelle mit Matt ins Gespräch, der im selben Hostel wohnte und für die nächsten Tage zu meinem Begleiter wurde. Wir erkundeten gemeinsam u. a. das French Quarter, den ältesten Stadtteil von New Orleans, die Promenade "The Moon Walk" am Ufer des Mississippi, das Garden District sowie verschiedene Parkanlagen.

Unterwegs kehrten wir kurz an einer Tankstelle ein, weil Matt auf die Toilette musste. Während ich auf ihn wartete, vertrieb ich mir die Zeit mit dem Studium der reichhaltigen Getränkeauswahl. Meinen angesichts des Überangebots an zuckerhaltigen Durstlöschern ratlosen Blick richtig deutend, bot mir der nette Tankwart umgehend seine kompetente Hilfe an. Er empfahl mir die Marke Dr. Pepper, welche mir in der Tat schon öfter begegnet war, und ich gestand, dass ich diese noch nie probiert hätte. Weil das natürlich inakzeptabel war, schenkte er mir prompt eine gratis Kostprobe in der kundenfreundlichen Probiergröße von 0,5 l. Das war wirklich nett. Meine Bewertung des hoch angepriesenen Getränks fällt allerdings nur so lala aus: Schmeckt ziemlich süß, ein bisschen wie Kirschcola.

Den Abend verbrachten wir nach einem leckeren Abendessen im Chicki Wah Wah in gemütlicher Atmosphäre mit Bier auf der Terrasse am Pool. Dort traf ich auch Dallas aus Dallas wieder, der ein paar Tage später nach New Orleans gekommen war und per Zufall ausgerechnet im selben Hostel landete wie ich. Manchmal ist die Welt eben ein Dorf.

"The Moon Walk" am Mississippi

Louis Armstrong Park

Stanley of New Orleans

Jackson Square mit St. Louis Cathedral

Garden District

Am Pool

Den darauffolgenden Tag läuteten wir mit einem ausgiebigen Frühstück bei Stanleys ein und schlenderten anschließend über den Markt "French Market Place", wo es u. a. frisches Obst und Gemüse gab. Außerdem besuchten wir spontan das örtliche Casino und verspielten erfolglos ein paar Dollar an den Slot Maschinen.

Während wir durch die Stadt bummelten, kamen wir irgendwann auf das Thema Alkohol zu sprechen und ich erklärte Matt, was ein Radler ist. Das kannte er nicht, weil es in den USA recht unpopulär ist. Er wollte es aber gern probieren, sodass wir uns eine Besonderheit der Stadt zu Nutze machte: Fast überall in den USA ist der Genuss von Alkohol auf öffentlichen Freiflächen nämlich verboten. Das Touristenviertel in New Orleans bildet hier jedoch eine seltene Ausnahme. Also kauften wird uns im nächsten Laden überteuertes Bier und Sprite, um diese miteinander zu vermischen. Zu dem Bier bekamen wir außerdem so kleine braune Papiertütchen wie man sie aus amerikanischen Filmen kennt, denn man darf Alkohol tatsächlich nur dann auf der Straße trinken, wenn er total unauffällig in dieser Papiertüte eingepackt ist. Der Sinn davon erschloss sich mir zwar nicht, geschmeckt hat es uns aber trotzdem.

Ebenfalls sehr spontan und aus dem Gespräch heraus entschieden wir uns auf einer nahe gelegenen Driving Range, also einem Übungsplatz für Golfer, ein paar Bälle zu schlagen. Ich hatte das noch nie gemacht und wollte es sowieso schon immer mal ausprobieren, da war die Gelegenheit günstig. Auf der Driving Range angekommen liehen wir uns Schläger und einen Eimer mit 100 Bällen und schon konnte es los gehen. Der Abschlag erfolgt von Kunststoffmatten in einer Abschlaghütte, die Bälle werden später wieder von einer Ballsammelmaschine eingesammelt. Alles in allem also eine sehr bequeme und simple Sache.

Schnell stellte ich allerdings fest, dass auch Golfen - wie so vieles - deutlich leichter aussieht als es in der Praxis tatsächlich ist. Jedenfalls war es gar nicht so einfach den Ball richtig zu treffen, damit er dann auch wirklich weit fliegt. Zum Ende hin wurde es aber immer besser und vor allem hat es richtig viel Spaß gemacht. Einziges Manko waren ein paar ziemlich üble Blasen, die sich an meinen Händen gebildet hatten und mich danach noch eine Weile schmerzhaft begleiteten.

Anschließend machten wir uns zu Fuß auf den Rückweg. Da wir ziemlich erschöpft waren und die Sonne vom Himmel brannte, hatte Matt die Idee zu trampen. Ich stimmte zu, denn ihn als Begleitung zu haben schien mir Sicherheit genug zu sein, und tatsächlich hielt keine Minute später eine junge Frau an, um uns die restlichen 2 km mit in die Stadt zu nehmen. Zur Beruhigung meiner Mama: Es war und blieb das einzige Mal in meinem bisherigen Leben, dass ich getrampt bin und es war ziemlich unspektakulär ;) Die Fahrerin war dann auch etwas überrascht von sich selbst und beteuerte sie hätte noch nie jemanden mitgenommen und wisse gar nicht genau, wieso sie eigentlich angehalten habe. Offenbar waren wir ihr einfach direkt sympathisch.

Am Abend aßen wir lecker im Hard Rock Café. Im Anschluss wartete dann die Bourbon Street auf uns, die bekannt ist für ihre vielen Bars und das touristische Herz des French Quarters bildet. In Erwartung eines unterhaltsamen Abends wurden wir aber leider ziemlich enttäuscht. In Erinnerung geblieben sind mir jedenfalls vor allem die unangenehmen Gerüche und die viele unterschiedliche Musik, die zeitgleich aus bis zu drei verschiedenen Bars drang. Alles in allem war es laut, bunt und nicht mein Fall, sodass wir uns frühzeitig zurück ins Hostel begaben.

im Casino

selbstgemischtes Radler

City Park

Matt beim Abschlag

ich, beim Versuch es ihm nachzumachen

Bourbon Street

Für den letzten Tag hatten wir keine großen Pläne und verbrachten die meiste Zeit lesend oder mit Spazierengehen im Louis Armstrong Park. Am Abend gab es für jeden von uns eine große Portion Sushi. Tags darauf trennten sich unsere Wege in unterschiedliche Richtungen: Für mich ging es weiter nach Orlando, für Matt nach Costa Rica.

Ein paar Tage später postete er den nachfolgenden Beitrag auf Facebook. Ein schöneres Kompliment kann man als temporärer Reisepartner wohl nicht bekommen. Im Herbst 2015 erhielt ich sogar eine Einladung zu seiner Hochzeit auf Hawaii, konnte diese aber bedauerlicher Weise nicht annehmen. Im Alltag der vergangenen Jahre hat sich der Kontakt dann leider verloren. Ich habe mir aber vorgenommen Matt und seine Frau, die mittlerweile in Durango wohnen, während meiner nächsten USA-Reise zu besuchen.

Matt's Facebook Eintrag

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