Sonntag, 8. Juni 2014

Texas (Austin – San Antonio – Houston)

Noch ein paar Tage zuvor hatte ich mit meiner Familie geskypt und verkündet, dass ich im Sinne von mehr Qualität als Quantität nun doch auf Texas verzichten und direkt nach New Orleans fliegen würde. Wie aber so oft, kam es am Ende anders als geplant. Denn als ich nach Flügen suchte, musste ich feststellen, dass die Flüge nach Austin nur halb so teuer waren wie die nach New Orleans. Das interpretierte ich als Zeichen, dass ich Texas wohl doch besuchen sollte und machte die Buchung fix. So flog ich am 13. Mai (ja ich weiß, der Blog ist nicht gerade aktuell, aber ich arbeite dran) mit einem kurzen Zwischenaufenthalt am Flughafen in Salt Lake City nach Austin, Texas.

Austin selbst ist vor allem für seine Live-Musik-Szene bekannt und hat darüber hinaus auch ehrlich gesagt nicht besonders viel zu bieten. Ein Tag ist völlig ausreichend, um die wichtigsten Dinge zu Fuß zu erkunden. Sehenswert ist vor allem das State Capitol, welches sogar größer ist als das Kapitol in Washington D.C. sowie das South Congress District mit seinen kleinen Shops, Bars und Essensständen.

San Francisco aus der Vogelperspektive

State Capitol



Austin Skyline

Cupcakestand

Am zweiten Tag machte ich einen Ausflug nach San Antonio, welches nur ca. eineinhalb Stunden Busfahrt von Austin entfernt und somit quasi direkt nebenan liegt. Begleitet wurde ich dabei von Dallas aus Dallas, den ich beim außerordentlich guten Frühstück (Cornflakes mit Milch, frisches Obst, guter Kaffee, Toast und Muffins, sogar Nutella) im Hostel kennen gelernt hatte. Er benahm sich die meiste Zeit wie ein großes Kind, was manchmal ein bisschen anstrengend, meistens aber ziemlich unterhaltsam war.

Die Hauptattraktion in San Antonio ist der River Walk. Entlang des San Antonio Rivers kann man wunderbar spazieren gehen. Außerdem reihen sich an einigen Abschnitten gemütliche Bars und Restaurants aneinander, die zu einer kurzen Rast einladen. Da kann man auch schon mal mittags um 1 Uhr eine Margarita trinken ;) Wir waren ja schließlich im Urlaub, nicht?! Außerdem besichtigen wir noch das Alamo Mission House, eine zum Fort ausgebaute ehemalige Missionsstation.

River Walk


Alamo


Restaurant am River Walk

Da mir die Entfernung zwischen Austin und New Orleans zu groß und die Busfahrt in einem Stück daher zu lang war, entschied ich mich dafür, einen Zwischenstopp in Houston einzulegen. Das sollte sich in Vielerlei Hinsicht als gute Idee herausstellen. Das Hostel z. B. war wirklich toll: Sehr sauber und ordentlich, mit Pool, gemütlichem Balkon, gutem Frühstück und einem exzellenten Buchaustausch. Ich hatte nämlich günstig den ersten Teil der Divergent Trilogie erworben und diesen gerade beendet. Nun lachte mich im Bücherregal der zweite Teil an und ich konnte die Reihe somit nahtlos fortsetzen. Schon allein dafür hatte sich der Aufenthalt gelohnt.

Darüber hinaus informierten die Mitarbeiter des Hostels täglich an einer Tafel über die aktuellen Events in der Stadt. Als ich nachmittags ankam und diese Liste studierte, stellte ich überrascht fest, dass die Band Jimmy Eat World am Abend ein Konzert spielen sollte. Dallas war ebenfalls nach Houston gefahren, übernachtete aber in einem anderen Hostel. Ich schrieb ihm eine Nachricht und er holte mich mit dem Auto ab. Wir wussten zwar nicht, ob es überhaupt noch Tickets gab, geschweige denn wie viel diese kosten sollten, aber wir wollten es zumindest versuchen. Vor dem Eingang trafen wir dann zufällig auf einen Typen, der uns fragte, ob wir kostenlose Tickets haben wollen. Wir sagten „Ja, sicher!“ und er meinte nur, er hätte zwei übrig und wir sollten ihm dann einfach drinnen einen Drink kaufen. Okidoki und schon waren wir drin. Die Kosten für den Drink übernahm freundlicherweise Dallas – so muss das sein.



Am nächsten Morgen studierte ich erneut die Liste und erfuhr so, dass am Abend ein Roller Derby stattfinden sollte. Seit ich den im Film „Roller Girl“ gesehen hatte, war ich neugierig darauf, diesen Sport einmal live zu erleben. Viele wissen vermutlich nicht was genau das eigentlich ist. Deshalb möchte ich die Regeln an dieser Stelle kurz erklären: Roller Derby ist im Wesentlichen ein Vollkontaktsport auf Rollschuhen, der überwiegend von Frauen ausgeführt wird. Gespielt wird auf einer 30 x 18 m großen ovalen Bahn, wobei entgegen des Uhrzeigersinns gelaufen wird. In zwei Hälften à 30 Minuten werden jeweils so viele maximal zweiminütige „Jams“ gefahren wie möglich. Jedes Team besteht dabei aus fünf Personen. Je eine Person im Team ist der sogenannte Jammer, dessen Aufgabe es ist, durch das Überrunden gegnerischer Spieler Punkte zu erzielen. Die restlichen vier Spieler des Teams sind die Blocker. Sie sollen zum einen den Weg für den eigenen Jammer frei halten, um ihm beim Überrunden der Gegner zu unterstützen, und zum anderen den gegnerischen Jammer am Vorbeikommen hindern. Das Behindern anderer Spieler erfolgt dabei nicht nur durch positionelle Blockaden, sondern auch durch direkten Körpereinsatz. Es wird also fleißig gedrängelt, geschubst und gestoßen. Aufgrund der permanenten Action ist das Spiel ziemlich kurzweilig und auf jeden Fall ein Vielfaches spannender als Baseball. Mir hat es jedenfalls ganz gut gefallen, auch wenn weniger spektakulär war als ich es mir vorgestellt hatte.

Der Rückweg zum Hostel gestaltete sich dann noch unerwartet schwierig. Wir hatten das Auto in einer öffentlichen Tiefgarage abgestellt, uns aber weder die Farbe des Parkdecks noch den Buchstaben für die Reihe gemerkt. Dummerweise war das Parkhaus riesig. Es war genau genommen so groß, dass sogar ein Fahrdienst eingesetzt wurde, der die Fahrer zu ihren Autos brachte oder ihnen bei der Suche danach half, wenn sie die Orientierung verloren hatten. Eines dieser Fahrzeuge, die Ähnlichkeit mit einem Golfmobil hatten, gabelte schließlich auch uns auf. Als wir dem Fahrer mitteilten, dass wir weder Farbe noch Buchstaben kennen, sank dessen eh schon schlechte Laune auf den Tiefpunkt. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Letztlich konnte ich auch nicht wirklich sauer auf Dallas sein, ich hatte ja schließlich auch nicht aufgepasst wo wir geparkt hatten, aber verdammt, ER war der Fahrer und es war SEIN Auto. Nach ungefähr einer halben Stunde erfolgloser Suche wurden wir dann schließlich doch noch fündig. Die Erleichterung des Fahrers war vermutlich genauso groß wie unsere. Im Nachhinein ist so etwas immer eine lustige Gesichte und irgendwie hat es auch Spaß gemacht, mit dem Golfmobil durch die Tiefgarage zu heizen, aber in solchen Momenten denkt man sich einfach nur „Aargh, warum?“.




Bevor ich zum Roller Derby fuhr, wartete außerdem noch ein Erlebnis der besonderen Art auf mich. Im Hostel hatte ich mich zuvor mit Diego, einem meiner Zimmergenossen, unterhalten und irgendwie waren wir auf das Thema gekommen, dass ich Hunger hatte und gern Nudeln essen gehen wollte. Er erzählte mir, dass er im Restaurant um die Ecke arbeitet, sie ausgezeichnete Spaghetti hätten und ich doch einfach später vorbei kommen sollte. Das tat ich dann auch.

Schon von außen sah das Restaurant elegant und teuer aus. Ich hatte Diego jedoch zugesichert, dass ich vorbei kommen würde und wollte nun keinen Rückzieher machen. Also trat ich ein. Mir wurde unmittelbar ein Kellner zugeteilt, der mich zu meinem Tisch geleitete, mir beim Hinsetzen half, meinen Stuhl heran rückte und eine große weiße Serviette auf meinem Schoß ausbreitete. Neben dem Teller lagen natürlich jeweils drei Messer und Gabeln und ich war froh, dass ich aus „Titanic“ wenigstens wusste, dass man sich von außen nach innen vorarbeiten muss. Ein bisschen fühlte ich mich auch wie Jack – ein Passagier der dritten zu Gast in der ersten Klasse – nur glänzte ich im Gegensatz zu ihm leider nicht wie ein neuer Penny. In meinem 08/15 T-Shirt, meiner zerschlissenen Jeans (die, dich ich nähen musste) und meinen schmutzigen Turnschuhen war ich für dieses todschicke Ambiente leicht underdressed.

Als erstes bekam ich die Weinkarte. Das günstigste Glas kostete 9 USD. Ich ließ den Kellner wissen, dass ich dann wohl doch nur bei Wasser bleiben würde und bekam das Menü. Spaghetti mit Fleischbällchen waren mit 22 USD eines der günstigsten Gerichte. Ich bestellte und damit ich nicht schon verhungerte bis mein Essen kam, brachte man mir einen Teller mit Öl und ein noch viel größeres Tablett voll mit verschiedensten Brotsorten. Das Brot, für das ich mich entschied, wurde dann mit einer Zange vom Tablett genommen und mir auf einem separaten Teller serviert. Natürlich – wie sollte es anders sein – kleckerte ich beim Verzehr des Brotes mit dem Öl auf die schöne weiße Tischdecke, vertuschte dies aber gekonnt, indem ich den Teller darüber schob.

In der Zwischenzeit kam Diego kurz an meinen Tisch und zeigte sich erfreut über meinen Besuch. Mein Kellner registrierte unsere Bekanntschaft, verwickelte mich daraufhin in ein Gespräch und schwatzte mir am Ende doch noch ein Glas Merlot auf. Ein zweites lehnte ich später dankend ab. Als mir dann meine Spaghetti serviert wurden, kam extra noch ein zweiter Kellner daher, der mir dann vor meinen Augen solange den Käse auf die Spaghetti raspelte bis ich ihm sagte, dass es genug sei. Das war mir so unangenehm. Ich hätte eigentlich mehr Käse gewollt (je mehr, desto besser – vor allem auf Spaghetti), aber ich konnte den Kellner auch irgendwie nicht stundenlang vor meiner Nase Käse raspeln lassen. Ich fürchte, ich bin für diese Art von Restaurant einfach nicht gemacht.

Nachdem ich fertig diniert hatte, ließ ich mir den Rest einpacken, denn natürlich war die Portion mal wieder viel zu groß für mich. Diego brachte mir dann höchstpersönlich mein kleines Päckchen und ich nutzte die Gelegenheit, um ich bei ihm nach den Zahlungsmodalitäten zu erkundigen, da ich mit den Gepflogenheiten in einem solch edlen Etablissement nicht ganz vertraut war. Da lachte er nur, winkte ab und sagte, darüber solle ich mir keine Sorgen machen, das gehe alles aufs Haus. Ungläubig verließ ich das Lokal. Ich glaube, ich habe auf dem ganzen Rückweg zum Hostel gelacht.

Von der Stadt selbst habe ich am Ende also eigentlich gar nichts gesehen (was vermutlich auch nicht besonders schlimm ist). Dafür habe ich aber einige wirklich coole und interessante Dinge erlebt. Das ist am Ende wahrscheinlich viel mehr wert. Ich verbinde mit Houston jedenfalls eine gute Zeit. Einige mögen sich vielleicht noch fragen, wie ich in Houston gewesen sein kann ohne das Raumfahrtcenter besichtig zu haben. Ich habe mich ehrlich gesagt bewusst dagegen entschieden. Erstens liegt es ein ganzes Stück außerhalb der Stadt und zweitens habe ich gehört, dass es ein bisschen wie Disneyland sein soll, da viele Besucher Kinder sind, die dann überall herumtoben und an allem herumspielen. Außerdem war ein entspannter, sonniger Tag auf dem Balkon einfach zu verlockend ;) 

Houston bei Nacht


Freitag, 6. Juni 2014

Halbzeit – zurück in San Francisco

Mein weiterer Weg führte mich zurück nach San Francisco. Während ich an der Greyhound Busstation aufs Boarding wartete, überraschte mich Yazi noch mit einem kurzen Abschiedsbesuch und einem selbstgemachten Lunchpaket für die Fahrt. Es gibt wirklich liebe Menschen auf dieser Welt. Mit dem Bus fuhr ich dann in mehr als 14 Stunden über Nacht erst nach Los Angeles und von dort schließlich nach San Francisco. Das war verhältnismäßig viel Aufwand, um noch einmal an einen Ort zurück zu kehren, an dem ich bereits gewesen war. Es war mir aber wichtig die Stadt noch einmal zu sehen und dieses Mal richtig  genießen zu können. Als allererste Station dieser Reise war mein vorheriger Aufenthalt viel von Orientierung und Organisation geprägt. Außerdem war das Wetter nicht optimal gewesen und ich hatte nicht alles geschafft, was ich mir vorgenommen hatte. Das holte ich nun nach und machte bspw. einen Ausflug in den Golden Gate Park, bei dem ich von Mücken zerfressen wurde, besichtigte die sogenannten Painted Ladies, sieben nebeneinander stehende viktorianische Häuser, und besuchte als Highlight mein allererstes Baseballspiel.

Das Baseballstadion lag direkt an der San Francisco Bay und bot damit eine einzigartige Kulisse. Verkaufsstände boten überteuerte Fanartikel, Hot Dogs, gesalzenes Popcorn und Softdrinks an. Cheerleader gab es nicht, dafür aber eine kleine Tanzgruppe. Es gab Gewinnspiele und vieles mehr. Das ganze Drumherum war also relativ spektakulär. Dann begann das Spiel und spätestens nach einer Viertelstunde war klar: Baseball ist superlangweilig. Im Wesentlichen geht es darum, den Ball zu treffen, so weit wie möglich weg zu schlagen und dann über die erste, zweite und dritte Base ins Ziel zu laufen. Brennball – wer es noch aus Schulzeiten kennt – ist eine vereinfachte Form davon. Wird der Ball also getroffen, wird es kurz spannend. Wird der Ball aber nicht getroffen, was leider überwiegend der Fall ist, dann passiert eben auch nichts.

Für mich entstand der Eindruck, dass so ein Baseballspiel eher eine Gelegenheit ist, um sich mit Familie und Freunden zu treffen. Es wird gequatscht, gegessen und das Spiel läuft nur so nebenher. Auf den Tribünen herrscht auch ein ständiges Kommen und Gehen, kaum jemand verfolgt wirklich aufmerksam das Spiel. Am spannendsten war folgende Situation: Einer der drei home runs, die ich bewundern durfte, landete außerhalb vom Stadium im Wasser. Dort hatten sich drei Kanufahrer versammelt, die nur auf diese Gelegenheit gewartet hatten. Es entstand ein kurzer, aber heftiger Kampf um den Baseball. Der Sieger streckte nach 30sekündiger Kabbelei schließlich triumphal seinen Arm mit dem Baseball in der Hand in die Höhe. Die Zuschauer applaudierten und das Spiel ging weiter. Nach sage und schreibe drei Stunden gewannen schließlich die San Francisco Giants gegen die Atlanta Braves mit 4:2.

Golden Gate Park

Painted Ladies

Baseball

Stadion

Darüber hinaus arrangierte ich ein Treffen mit Jean. Bei ihr handelt es sich um die in einem der ersten Blogeinträge genannte erste nette Einheimische, die mir direkt nach meiner Ankunft in der Bahn vom Flughafen nach San Francisco wertvolle Tipps und für den Notfall ihre Handynummer gegeben hatte. Ich schrieb ihr eine SMS, dass ich wieder in der Stadt sei und sie antwortete, dass wir uns unbedingt treffen sollten. So kam es, dass wir uns zufällig genau an Tag 45 von 90, also pünktlich zur Halbzeit meiner Reise, erneut begegneten.

Sie fuhr mit mir zu den Twin Peaks, die höchsten Erhebungen in San Francisco, von denen aus man einen fantastischen Blick über die Stadt hat, und wir besichtigten zusammen das Mission District, in dem die Stadt einst ihren Anfang genommen hat. Berühmt ist dieses vor allem auch für seine zahlreichen bunten Wandmalereien. Da wir jedoch nur dem Auto hindurch gefahren sind, gibt es davon leider keine Bilder. Den Nachmittag verbrachte ich lesend im Dolores Park mit San Franciscos wunderschöner Skyline im Hintergrund.

Außerdem kaufte ich mir ein neues T-Shirt und ein Longsleeve. Das ist jetzt nicht unbedingt etwas, das man im Blog erwähnen muss, aber es ist aus einem anderen Grund interessant: Der Einkauf war nämlich nur notwendig, weil mir mein altes Longsleeve in Las Vegas geklaut wurde. Das hatte ich vergessen im letzten Eintrag zu erwähnen. Ich hatte meine Wäsche gewaschen, konnte diese aber nicht trocknen, da alle Trockner besetzt waren. Weil ich mit Yazi verabredet war, blieb mir auch keine Zeit zu warten. Ich breitete daher alle meine Sachen auf meinem Bettgeländer aus und ließ sie dort bis zum nächsten Abend hängen. Als ich von der Death Valley Tour zurück kam, fehlte mein Longsleeve. Er wirkte fast so als hätte jemand alles durchgeschaut und sich dann für dieses eine Teil entschieden. Ganz schön armselig. Ich trauere dem Oberteil nicht hinterher, weil es nichts Besonderes war (ein schwarzes Longsleeve ohne Aufdruck von H&M), aber man fragt sich natürlich, warum jemand so etwas macht. Wir alle sind Reisende mit kleinem Budget, da stiehlt man nicht voneinander. Aber egal, besser das Longsleeve als mein Netbook ;) 

Mission District

Aussicht von den Twin Peaks

typisch viktorianische Wohnhäuser in San Francisco

Dolores Park mit Ausblick auf San Francisco

Zu guter Letzt machte ich noch einen Ausflug in den Yosemite Nationalpark und schloss mich hierzu erneut einer Tour an. Da dieser jedoch ca. 300 km östlich von San Francisco und damit relativ weit weg liegt, benötigt man allein für die Fahrt schon jeweils vier Stunden hin und zurück. Entsprechend wenig Zeit bleibt einem dann im eigentlichen Nationalpark. Das war ein wenig schade, da Yosemite wirklich schön ist und eine Wanderung sicher sehr beeindruckend gewesen wäre, aber eine Übernachtung stand vom Nutzen her nicht im Verhältnis zum (finanziellen) Aufwand. So bekam ich nur einen groben Überblick und die Gelegenheit ein wenig im Yosemite Valley spazieren zu gehen, aber immerhin. Ich bin trotzdem froh, wenigstens das gesehen zu haben. 

Yosemite Valley
 
Upper Yosemite Fall




Half Dome

Lower Yosemite Fall

San Francisco Skyline

Sonnenuntergang

Sonntag, 25. Mai 2014

Bryce Canyon Nationalpark – Zion Nationalpark – zurück nach Las Vegas

Nach drei Tagen verließen wir Moab und fuhren durch Capitol Reef zum Bryce Canyon Nationalpark, der jedoch nur fälschlicherweise als Canyon bezeichnet wird. Vielmehr handelt es sich um eine Art natürliches Amphitheater voller orangefarbener Felspyramiden, die auch als Hoodoos bezeichnet werden. Der Anblick ist spektakulär und erinnert einen an nassen Sand, den man aus der Hand auf den Boden kleckern lässt.

Bereits bei der Anmeldung am Campingplatz warnte man uns, dass die Nacht kalt werden würde. Und tatsächlich fühlte es sich schon deutlich kühler an als noch ein paar Stunden zuvor in Moab. Wir entfachten ein Lagerfeuer, um uns wenigstens zum Abendbrot ein wenig warm zu halten, aber sobald das Feuer erloschen war, machten sich die -3° C deutlich bemerkbar. Ich zog zum Schlafen fast alles an, was ich hatte: Drei Paar Socken und zwei Jeans übereinander, ein Unterhemd, ein T-Shirt, ein Longsleeve, eine Strickjacke und einen Pullover. Doch trotz allem kroch schon nach ein paar Minuten im Zelt die Kälte langsam von den Füßen über die Beine bis in die letzen warmen Körperzellen. In Gedanken sehnte ich mich in die warme Badewanne und schlief irgendwann auch endlich für ein paar Stunden ein.

da hatte ich noch gut lachen

Camping bei - 3° C

Die frostigen Temperaturen waren eigentlich keine Überraschung. Der Campingplatz befand sich auf ca. 2400 m Höhe, der höchste Punkt im Nationalpark lag bei ca. 2800 m. Das war so hoch, dass dort z. T. sogar noch Schnee lag. Die Höhe machte sich auch bei unserer Wanderung am nächsten Tag bemerkbar. Schon nach ein paar Minuten ist man ziemlich außer Atem und egal wie oft und wie tief man einatmet, man hat das Gefühl, dass man einfach nicht genug Luft bekommt. Das ist eine interessante Erfahrung und man kann nicht viel dagegen tun. Wichtig ist, dass man viel trinkt, für die Wanderung ausreichend Zeit einplant, weil man eben langsamer voran kommt als üblich, und dann einfach das Tempo läuft, das sich am besten anfühlt.

Schneemann


das Amphitheater

Hoodoos



Nach einer weiteren kalten Nacht – dieses Mal immerhin + 1° C – ging es weiter zum Zion Nationalpark. Dieser ist wunderschön, landschaftlich aber im Vergleich zu anderen Nationalparks nicht unbedingt der spektakulärste. Es sind vor allem zwei Dinge, die Zion so attraktiv machen: Erstens ist der Park angenehm grün, voller Bäume und Wiesen und somit eine willkommene Abwechslung zu der vorrangig trockenen und staubigen Landschaft der letzten Wochen. Zweitens bietet der Park schier endlose Möglichkeiten zum Wandern.

Direkt den ersten Tag nutzen wir daher auch, um den relativ beliebten Emerald Pools Trail zu wandern. Wir freuten uns zudem, dass es in Zion ungefähr 15 Grad wärmer war als in Bryce und feierten diesen glücklichen Umstand, in dem wir am Lagerfeuer Marshmallows grillten. Im Supermarkt konnte ich außerdem ein paar Flaschen Schöfferhofer Grapefruit Hefeweizen ausfindig machen – ein perfekter Abend.

Zion Nationalpark

Spiegelung im Emerald Pool



Leonie macht Abendbrot

Marshmallows

Für den zweiten Tag hatten wir uns viel vorgenommen. Zum Aufwärmen starteten wir mit dem Weeping Rock Trail, der zwar ziemlich steil, dafür aber recht kurz ist. Als nächstes stand der Hidden Canyon Trail auf dem Programm. Anfangs windet sich der Pfad in Serpentinen den Berg hinauf, zum Ende hin gibt es jedoch nur noch eine Eisenkette, an der man sich besser festhalten sollte, damit man nicht den steilen Berghang hinunter fällt. Um in den verborgenen Canyon zu gelangen muss man dann auf ebener Strecke über Felsen und umgestürzte Bäume klettern. Das macht riesigen Spaß, weil man wie ein kleines Kind ungehemmt durchs Unterholz bolzen darf und die Herausforderung dabei ist, stets die beste Möglichkeit zu finden, um das Hindernis überwinden zu können. Zur Belohnung gönnten wir uns danach eine riesige Portion Softeis.







Für den Nachmittag war Angel’s Landing geplant. Der Aufstieg war auch hier extrem steil und serpentinenartig. Für die letzte halbe Meile stand wieder nur eine Eisenkette zum Festhalten zur Verfügung, mit dem Unterschied, dass es dieses Mal zu beiden Seiten steil den Berg hinunter ging. Ich war schon ziemlich kaputt und dachte mir, dass es wohl besser wäre, für diese Art von Aufstieg ausreichend Kraft und Konzentration und alle sieben Sinne beisammen zu haben. So entschied ich mich auf den letzen Abschnitt zu verzichten und wartete erschöpft auf Leonie, die es bis nach oben versuchen wollte.
  
Vorsicht!

der letzte Abschnitt

Leonie hat es geschafft


Der letzte Tag im Zion Nationalpark hielt noch einmal etwas Besonderes für uns bereit: Wir wollten ein Stück weit in die Zion Narrows wandern. Das ist ein Canyon, durch den der Virgin River fließt und man kann nur hineingehen, wenn man von Ufer zu Ufer immer wieder den Fluss überquert. Weil das Wasser zu dieser Jahreszeit noch recht frisch war, liehen wir dazu uns Neoprensocken, spezielle Schuhe, wasserdichte Hosen, Wanderstöcke und eine wasserdichte Tasche für unsere Verpflegung aus. Das sah zwar doof aus, war aber eine sinnvolle Investition.

Zunächst muss man den ca. eine Meile langen befestigten River Walk zurücklegen, bevor es richtig in den Fluss geht. Dann läuft man durchs Wasser (und zumindest auf dem Hinweg gegen den Strom) in den Canyon hinein. Die Wanderung macht großen Spaß, ist aber auch extrem anstrengend. Zum einen physisch, weil man die meiste Zeit durchs Wasser läuft, welches z. T. bis hoch zu den Oberschenkeln geht. Zum anderen mental, weil man stets hochkonzentriert sein und aufpassen muss, wo man hintritt, denn der Grund des Flusses ist mit glitschigen Steinen bedeckt. Wir haben am Ende aber alles gut überstanden und sind nicht nass geworden, auch wenn es ein paar Mal ziemlich knapp gewesen ist.





Am nächsten Tag fuhren wir schließlich weiter nach Las Vegas, wo sich unsere Wege nach gut einer Woche gemeinsamer Reise letztlich trennen sollten. Ich fand es schön, noch einmal nach Las Vegas zurück zu kehren und nach den Strapazen des Zeltens nicht nur wieder in einem Bett schlafen zu können, sondern auch erneut die entspannte Atmosphäre des Strips genießen zu dürfen. Ich zeigte Leonie die interessantesten Sehenswürdigkeiten, traf mich mit Yazi und schaute mir von der Skylounge der Stratosphere die Stadt von oben an.

Direkt am ersten Abend ergab sich für mich außerdem die Möglichkeit meine nicht mehr benötigten Campingutensilien zu entsorgen. Beim vom Hostel initiierten BBQ kam ich mit zwei Männern ins Gespräch, die genau die Tour in Angriff nehmen wollten, die Leonie und ich gerade hinter uns hatten. Einer von beiden hatte weder Schlafsack noch Isomatte. Also nutzte ich kurzentschlossen die Chance und verkaufte ihm meine Sachen für einen fairen Preis. So waren wir beide Gewinner.

Welcome again!

Strip bei Nacht

Darüber hinaus wollte ich die Gelegenheit nutzen, um auch noch das berühmte Death Valley zu sehen. Da ich ohne Leonie wieder auf den Luxus eines Autos verzichten musste, schloss ich mich wie schon beim Grand Canyon einer geführten Tour an. Diese führte uns zunächst zu der Geisterstadt Rhyolite, die einst aufgrund eines großen Goldvorkommens gegründet worden war. Außerdem besichtigten wir das nahegelegene Goldwell Open Air Museum.







Im Death Valley angekommen, besichtigten wir zuerst ein paar Sanddünen, bevor wir uns Badwater, eine der Hauptattraktionen, anschauten. Diese Senke liegt 85,5 m unter dem Meeresspiegel und ist damit der tiefste Punkt der westlichen Hemisphäre. Im Herzen des Tals erscheint die Landschaft meilenweit nur felsig und trocken, ohne erkennbares Leben (mal abgesehen von den vielen Touristen) oder Vegetation – fast wie auf einem anderen Planeten. Abschluss und Höhepunkt der Tour war der Besuch des Zabriskie Point, von dem aus man einen fantastischen Blick genießt. 



Sanddünen


Badwater

Devil's Golf Course


Zabriskie Point