Die Weiterfahrt nach
Orlando lässt sich am besten wie folgt zusammenfassen: lang und günstig. Sie
dauerte anstrengende 12 Stunden, kostete jedoch nur schlappe 20 USD. Das ist im
Preis-Leistungs-Verhältnis nahezu unschlagbar. Unmittelbar getrübt wurde dieses
Schnäppchen jedoch von der sich anschließenden Taxifahrt ins Hostel: Diese
dauerte nur ca. 45 Minuten, kostete dafür aber stolze 70 USD. So läuft's eben
manchmal.
Für mich gab es
genau zwei Gründe nach Orlando zu fahren: SeaWorld zum einen und die Universal
Studios in Kombination mit der Universal's Island of Adventure zum anderen.
Beide Attraktionen sollten jeweils für sich ein außergewöhnliches Highlight
werden, aber der Reihe nach:
Für den ersten Tag
stand SeaWorld auf dem Programm und ich war tatsächlich ein bisschen aufgeregt.
Schon seit meiner Kindheit bin ich ein riesiger Free Willy Fan. Lange zierten
Poster von Orca Walen und Delfinen die Wände meines Kinderzimmers. Einen Orca
Wal mal "live" zu sehen, das war bereits damals mein Traum, und an
diesem Tag sollte er endlich in Erfüllung gehen.
Die weitläufige
Anlage von SeaWorld ist grundsätzlich eine Mischung aus Vergnügungspark und
Zoo. Die Fahrgeschäfte waren für mich allerdings uninteressant, da ich ihnen
noch nie viel abgewinnen konnte, und so blieb mir umso mehr Zeit für die Tiere.
Zu diesen gehörten u. a. Delfine, Belugawale, Walrosse und Pinguine. Natürlich
wurden auch diverse Shows angeboten, von denen mir zwei besonders im Gedächtnis
geblieben sind: Ein wirklich gut gemachter und inspirierender 360° 3D Film über
das Leben einer Schildkröte sowie die liebevoll und sehr unterhaltsam
gestaltete Aufführung der Seelöwen. Die Orca Show hingegen beeindruckte mich
überraschender Weise wenig.
Deutlich mehr
faszinierte es mich da, einen der Orcas in einem separaten Bereich einfach nur
beim Spielen zu beobachten. Im Becken war außerdem noch ein zweiter Orca, der
anfangs schlief. Hierbei handelte es sich um Tilikum, einen der größten in
Gefangenschaft lebenden Schwertwale (der mittlerweile allerdings verstorben
ist). Als er schließlich aufwachte und mit seiner beeindruckenden Länge von ca.
7 m direkt an mir vorbeizog, fühlte ich mich ein bisschen wie Jesse, der zum
ersten Mal Willy vorbei schwimmen sieht und dabei vor Staunen den Mund nicht zu
bekommt.
Trotz aller
Faszination, bleibt aber natürlich auch ein flaues Gefühl bezüglich des Wohls
der Tiere zurück. Dass die Bassins für die Wale viel zu klein sind, ist
offensichtlich. Das gilt im Grunde vermutlich für alle Bewohner von SeaWorld,
wird aber gerade bei den Orcas besonders deutlich. Eine Grundsatzdiskussion
darüber zu führen, ob Tiere überhaupt in irgendeiner Weise eingesperrt oder
dressiert gehören, führt an dieser Stelle aber zu weit. Für mich geht es jedoch
auch weniger um diesen Grundsatz an sich als vielmehr um die Bedingungen, unter
denen die Tiere gehalten werden.
In dieser Hinsicht
schlagen also definitiv zwei Herzen in meiner Brust und der ein oder andere mag
es vielleicht scheinheilig finden, einerseits für Free Willy zu brennen und
sich dann andererseits an den in Gefangenschaft lebenden Tieren zu erfreuen. Rückblickend
kann ich jedoch nur sagen, dass ich oft an diese Begegnung zurückdenke und es
für mich ein sehr besonderer und einzigartiger Tag gewesen ist.
Der zweite Tag hatte
einen völlig anderen Fokus, war aber mindestens genauso spannend und
beeindruckend. Zuerst ging es in den Freizeitpark Universal's Island of
Adventure. Hier befinden sich viele Attraktionen, die von bekannten Kinofilmen
inspiriert wurden, wie z. B. Spiderman oder Harry Potter. Der Bereich zu
letzterem war dann auch mein erster (und zugleich wichtigster) Anlaufpunkt.
Schon von der Ferne
konnte man das Schloss Hogwarts sehen, welches über den schneebedeckten Dächern
- was bei Temperaturen von über 30° C und strahlendem Sonnenschein leicht
irritiert- von Hogsmeade aufragt. Im Dorf gab es allerlei Geschäfte, wie z. B.
Zonkos Scherzartikelladen, eine Eulenpost und natürlich den Honigtopf, in dem
es Bertie Botts Bohnen in verschiedenen Geschmacksrichtungen zu kaufen gab.
Diese sind zwar - wie alles in den Studios - völlig überteuert, haben aber
tatsächlich alle möglichen Geschmacksrichtungen: Ich schwöre, dass eine Bohne
nach Erde geschmeckt hat, was ich aber immer noch besser fand als Ohrenschmalz
;) Im Wirtshaus "Drei Besen" probierte ich außerdem ein Butterbier:
Eine braune Flüssigkeit mit Sprudel und einer Schaumkrone. Empfehlen kann ich
es aber nicht, mir hat es jedenfalls nicht geschmeckt.
Auch sonst wurde
viel geboten: Auf einer Bühne sangen abwechselnd der Schulchor oder tanzten die
Mädchen der Beauxbatons Schule. Richtig toll gemacht war außerdem der Besuch im
Zauberstabladen von Mr. Ollivander, der zwar streng genommen nicht nach Hogsmeade,
sondern in die Winkelgasse gehört, aber da wollen wir mal nicht kleinlich sein.
In einer kurzen Darbietung sucht sich der Zauberstab einen ausgewählten
Zauberer aus und wenn dieser ihn Empfang nimmt, erscheint ähnlich wie im Film
ein Licht und ein Wind braust auf. Da leuchten nicht nur die Augen der kleinen
Kinder.
Ein weiteres
Spektakel war der sogenannte Harry Potter Simulation Ride. Während der Fahrt
folgt man Harry auf einem Flug mit dem Besen über das Gelände von Hogwarts und
begegnet dabei u. a. dem ungarischen Hornschwanz und Aragog. Für besondere
Unterhaltung bei den Mitreisenden in meinem Abteil sorgte ich, als ich dem
bedrohlich auf uns zukommenden Dementor lauthals "Expecto patronum"
entgegenrief. Ein bisschen Spaß muss sein. Und weil das Ganze so klasse war,
stellte ich mich direkt noch einmal für eine zweite Fahrt an.
Tanz der Mädchen aus der Baeuxbatons Schule |
bei Ollivanders |
Hogwarts |
der sprechende Hut |
Souvenirladen |
Weitere Höhepunkte
waren eine Live Show zum Film Sindbad, bei der beeindruckende Stunts vorgeführt
wurden, eine Flussfahrt durch die Kulissen von Jurassic Park und besonders ein
Spiderman 3D Ride, der unglaublich realistisch wirkte. Viele der
Attraktionen waren natürlich mit Wartezeiten verbunden. Einen zeitlichen
Vorteil verschaffte ich mir aber, in dem ich regelmäßig die sogenannten Single
Rides nutzte. In dieser separaten Warteschlange verzichtet man auf das Privileg
neben einem Wunschpartner zu sitzen, da man sich als Einzelperson einreiht und
somit meistens als "Auffüller" fungiert, wenn irgendwo noch ein Platz
frei ist. Da ich aber ohnehin allein unterwegs war, machte mir das nichts aus,
und ich kam deutlich schneller voran.
Zum Nachmittag ging
es dann in die unmittelbar nebenan gelegenen Universal Studios, wo ebenfalls
einige tolle Sachen auf mich warteten: Angefangen von einem 4D Film mit Shrek,
bei dem man die Spinnen förmlich an den Beinen hat hochkrabbeln spüren, über lebensgroße
Simpsons- und Disneyfiguren, bis hin zu einer Terminator Live Show und vielem
mehr. Darüber hinaus konnte man einen Transformers 3D Ride sowie einen
"Disaster Ride" miterleben, bei dem ein Erdbeben in einer U-Bahn
simuliert wird. Etwas ruhiger ging es da zur Abwechslung in den vergleichsweise
einfach und alt wirkenden Kulissen von E.T. zu, wo man auf einem
"fliegenden Fahrrad" seicht an eine unechten Mond vorbeischwebt.
Nach zwei solch
aufregenden und ereignisreichen Tagen, brauchte ich erst einmal eine kleine
Verschnaufpause und lies es daher am Folgetag gemütlich angehen. Dennoch
versuchte ich so wenig wie möglich Zeit im Inneren des Hostels zu verbringen,
denn es war leider das mit Abstand ekeligste, in dem ich auf dieser Reise
übernachten sollte. Überall war es staubig und es gab Dreck an Stellen, an
denen keiner hingehörte. Manchmal bin ich tatsächlich ganz dankbar, ohne Brille
nicht so viel erkennen zu können, getreu dem Motto: Was ich nicht weiß, macht
mich nicht heiß. In Summe muss ich allerdings sagen, dass ich fast immer gut
untergekommen bin und glücklicherweise nicht ein einziges Mal mit unangenehmen
Problemen wie Bettwanzen, Fußpilz und derlei konfrontiert wurde.
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