Dienstag, 14. April 2020

Orlando

Die Weiterfahrt nach Orlando lässt sich am besten wie folgt zusammenfassen: lang und günstig. Sie dauerte anstrengende 12 Stunden, kostete jedoch nur schlappe 20 USD. Das ist im Preis-Leistungs-Verhältnis nahezu unschlagbar. Unmittelbar getrübt wurde dieses Schnäppchen jedoch von der sich anschließenden Taxifahrt ins Hostel: Diese dauerte nur ca. 45 Minuten, kostete dafür aber stolze 70 USD. So läuft's eben manchmal.

Für mich gab es genau zwei Gründe nach Orlando zu fahren: SeaWorld zum einen und die Universal Studios in Kombination mit der Universal's Island of Adventure zum anderen. Beide Attraktionen sollten jeweils für sich ein außergewöhnliches Highlight werden, aber der Reihe nach:

Für den ersten Tag stand SeaWorld auf dem Programm und ich war tatsächlich ein bisschen aufgeregt. Schon seit meiner Kindheit bin ich ein riesiger Free Willy Fan. Lange zierten Poster von Orca Walen und Delfinen die Wände meines Kinderzimmers. Einen Orca Wal mal "live" zu sehen, das war bereits damals mein Traum, und an diesem Tag sollte er endlich in Erfüllung gehen.

Die weitläufige Anlage von SeaWorld ist grundsätzlich eine Mischung aus Vergnügungspark und Zoo. Die Fahrgeschäfte waren für mich allerdings uninteressant, da ich ihnen noch nie viel abgewinnen konnte, und so blieb mir umso mehr Zeit für die Tiere. Zu diesen gehörten u. a. Delfine, Belugawale, Walrosse und Pinguine. Natürlich wurden auch diverse Shows angeboten, von denen mir zwei besonders im Gedächtnis geblieben sind: Ein wirklich gut gemachter und inspirierender 360° 3D Film über das Leben einer Schildkröte sowie die liebevoll und sehr unterhaltsam gestaltete Aufführung der Seelöwen. Die Orca Show hingegen beeindruckte mich überraschender Weise wenig. 

Eingangsbereich SeaWorld

Delfin

Schildkröte

Delfin Show

Seelöwen Show

Orca Show

mein Mittagessen

Deutlich mehr faszinierte es mich da, einen der Orcas in einem separaten Bereich einfach nur beim Spielen zu beobachten. Im Becken war außerdem noch ein zweiter Orca, der anfangs schlief. Hierbei handelte es sich um Tilikum, einen der größten in Gefangenschaft lebenden Schwertwale (der mittlerweile allerdings verstorben ist). Als er schließlich aufwachte und mit seiner beeindruckenden Länge von ca. 7 m direkt an mir vorbeizog, fühlte ich mich ein bisschen wie Jesse, der zum ersten Mal Willy vorbei schwimmen sieht und dabei vor Staunen den Mund nicht zu bekommt.

Trotz aller Faszination, bleibt aber natürlich auch ein flaues Gefühl bezüglich des Wohls der Tiere zurück. Dass die Bassins für die Wale viel zu klein sind, ist offensichtlich. Das gilt im Grunde vermutlich für alle Bewohner von SeaWorld, wird aber gerade bei den Orcas besonders deutlich. Eine Grundsatzdiskussion darüber zu führen, ob Tiere überhaupt in irgendeiner Weise eingesperrt oder dressiert gehören, führt an dieser Stelle aber zu weit. Für mich geht es jedoch auch weniger um diesen Grundsatz an sich als vielmehr um die Bedingungen, unter denen die Tiere gehalten werden.

In dieser Hinsicht schlagen also definitiv zwei Herzen in meiner Brust und der ein oder andere mag es vielleicht scheinheilig finden, einerseits für Free Willy zu brennen und sich dann andererseits an den in Gefangenschaft lebenden Tieren zu erfreuen. Rückblickend kann ich jedoch nur sagen, dass ich oft an diese Begegnung zurückdenke und es für mich ein sehr besonderer und einzigartiger Tag gewesen ist.

Orca Wal beim Spielen

"Salanaa Eiyung Ayesis."

Orca

Tilikum

Der zweite Tag hatte einen völlig anderen Fokus, war aber mindestens genauso spannend und beeindruckend. Zuerst ging es in den Freizeitpark Universal's Island of Adventure. Hier befinden sich viele Attraktionen, die von bekannten Kinofilmen inspiriert wurden, wie z. B. Spiderman oder Harry Potter. Der Bereich zu letzterem war dann auch mein erster (und zugleich wichtigster) Anlaufpunkt.

Schon von der Ferne konnte man das Schloss Hogwarts sehen, welches über den schneebedeckten Dächern - was bei Temperaturen von über 30° C und strahlendem Sonnenschein leicht irritiert- von Hogsmeade aufragt. Im Dorf gab es allerlei Geschäfte, wie z. B. Zonkos Scherzartikelladen, eine Eulenpost und natürlich den Honigtopf, in dem es Bertie Botts Bohnen in verschiedenen Geschmacksrichtungen zu kaufen gab. Diese sind zwar - wie alles in den Studios - völlig überteuert, haben aber tatsächlich alle möglichen Geschmacksrichtungen: Ich schwöre, dass eine Bohne nach Erde geschmeckt hat, was ich aber immer noch besser fand als Ohrenschmalz ;) Im Wirtshaus "Drei Besen" probierte ich außerdem ein Butterbier: Eine braune Flüssigkeit mit Sprudel und einer Schaumkrone. Empfehlen kann ich es aber nicht, mir hat es jedenfalls nicht geschmeckt.

Hogsmeade

Hogwarts Express

Gepäck

Honigtopf

Bertie Botts Bohnen

Eulenpost

Butterbier

Auch sonst wurde viel geboten: Auf einer Bühne sangen abwechselnd der Schulchor oder tanzten die Mädchen der Beauxbatons Schule. Richtig toll gemacht war außerdem der Besuch im Zauberstabladen von Mr. Ollivander, der zwar streng genommen nicht nach Hogsmeade, sondern in die Winkelgasse gehört, aber da wollen wir mal nicht kleinlich sein. In einer kurzen Darbietung sucht sich der Zauberstab einen ausgewählten Zauberer aus und wenn dieser ihn Empfang nimmt, erscheint ähnlich wie im Film ein Licht und ein Wind braust auf. Da leuchten nicht nur die Augen der kleinen Kinder.   

Ein weiteres Spektakel war der sogenannte Harry Potter Simulation Ride. Während der Fahrt folgt man Harry auf einem Flug mit dem Besen über das Gelände von Hogwarts und begegnet dabei u. a. dem ungarischen Hornschwanz und Aragog. Für besondere Unterhaltung bei den Mitreisenden in meinem Abteil sorgte ich, als ich dem bedrohlich auf uns zukommenden Dementor lauthals "Expecto patronum" entgegenrief. Ein bisschen Spaß muss sein. Und weil das Ganze so klasse war, stellte ich mich direkt noch einmal für eine zweite Fahrt an.

Tanz der Mädchen aus der Baeuxbatons Schule

bei Ollivanders

Hogwarts

der sprechende Hut

Souvenirladen

Weitere Höhepunkte waren eine Live Show zum Film Sindbad, bei der beeindruckende Stunts vorgeführt wurden, eine Flussfahrt durch die Kulissen von Jurassic Park und besonders ein Spiderman 3D Ride, der unglaublich realistisch wirkte. Viele der Attraktionen waren natürlich mit Wartezeiten verbunden. Einen zeitlichen Vorteil verschaffte ich mir aber, in dem ich regelmäßig die sogenannten Single Rides nutzte. In dieser separaten Warteschlange verzichtet man auf das Privileg neben einem Wunschpartner zu sitzen, da man sich als Einzelperson einreiht und somit meistens als "Auffüller" fungiert, wenn irgendwo noch ein Platz frei ist. Da ich aber ohnehin allein unterwegs war, machte mir das nichts aus, und ich kam deutlich schneller voran.

Mühle

der Lorax

Sindbad Show

Jurassic Park

"People Dryer"

Zum Nachmittag ging es dann in die unmittelbar nebenan gelegenen Universal Studios, wo ebenfalls einige tolle Sachen auf mich warteten: Angefangen von einem 4D Film mit Shrek, bei dem man die Spinnen förmlich an den Beinen hat hochkrabbeln spüren, über lebensgroße Simpsons- und Disneyfiguren, bis hin zu einer Terminator Live Show und vielem mehr. Darüber hinaus konnte man einen Transformers 3D Ride sowie einen "Disaster Ride" miterleben, bei dem ein Erdbeben in einer U-Bahn simuliert wird. Etwas ruhiger ging es da zur Abwechslung in den vergleichsweise einfach und alt wirkenden Kulissen von E.T. zu, wo man auf einem "fliegenden Fahrrad" seicht an eine unechten Mond vorbeischwebt.

Chief Wiggum

Milhouse

Ärger für Bart

Universal Globe

Schnappschuss auf dem Weg zurück ins Hostel

Nach zwei solch aufregenden und ereignisreichen Tagen, brauchte ich erst einmal eine kleine Verschnaufpause und lies es daher am Folgetag gemütlich angehen. Dennoch versuchte ich so wenig wie möglich Zeit im Inneren des Hostels zu verbringen, denn es war leider das mit Abstand ekeligste, in dem ich auf dieser Reise übernachten sollte. Überall war es staubig und es gab Dreck an Stellen, an denen keiner hingehörte. Manchmal bin ich tatsächlich ganz dankbar, ohne Brille nicht so viel erkennen zu können, getreu dem Motto: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. In Summe muss ich allerdings sagen, dass ich fast immer gut untergekommen bin und glücklicherweise nicht ein einziges Mal mit unangenehmen Problemen wie Bettwanzen, Fußpilz und derlei konfrontiert wurde.

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