Die
Weiterfahrt nach Miami sollte sich als Herausforderung gestalten und stand von
Vornherein unter keinem guten Stern. Vielleicht lag es daran, dass ich den
Anbieter gewechselt hatte und mich statt wie üblich für Greyhound ausnahmsweise
für Megabus entschied - wer weiß. Während des Wartens auf den Bus an der
Abfahrtstation in Orlando überraschte uns jedenfalls ein heftiger Regenguss,
der so stark war, dass er meinen großen Rucksack durchnässte. Da konnte auch
das Regencape nicht mehr viel ausrichten.
In Miami angekommen,
wollte ich mit einem Linienbus weiter bis zur Unterkunft fahren. Das waren
immerhin einige Kilometer, denn der Megabus hielt in Downtown, während sich die
Unterkunft in Miami Beach befand. Nachdem ich die richtige Bushaltestelle gefunden
hatte, stand ich mir an selbiger aber vergeblich die Beine in den Bauch, da
einfach kein Bus kommen wollte. Mangels Alternativen entschied ich mir daher
für ein Taxi, auch wenn das im Budget nicht vorgesehen war. Der Fahrer wusste
mit der Adresse jedoch nichts anzufangen und ließ mich deshalb nach wenigen
Metern wieder aussteigen.
Schon leicht genervt
orientierte ich mich zur nächstgelegenen Hauptverkehrsstraße und sprach dort
hilfesuchend ein paar Passanten an. Sie erklärten mir, dass an diesem Abend ein
Basketballspiel stattfand, das den öffentlichen Nahverkehr beeinflusste und daher
nicht alle Verbindungen planmäßig bedient wurden. Sie empfahlen mir aber
freundlicher Weise eine alternative Busroute und zeigten mir den dazugehörigen
Stop. Tatsächlich war ich hier nach wenigen Minuten erfolgreich und konnte die
Reise fortsetzen.
Da in den Bussen
keine Stationen angezeigt werden, bat ich den Fahrer mir Bescheid zu geben,
sobald wir meinen Halt erreicht haben. Doch natürlich hatte der Fahrer mein
Anliegen schon nach wenigen Minuten wieder vergessen, sodass ich letztlich -
nachdem wir zusätzlich noch eine Dreiviertelstunde im Stau standen - einige
Stationen zu spät ausstieg und weitere 3 km zu Fuß zurücklegen musste.
Natürlich immer schön bepackt mit beiden Rucksäcken, von denen der eine nach
wie vor feucht war. Ausgehungert, völlig entnervt und erschöpft gelangte ich
endlich ans Ziel und machte mich dort erst einmal schnellstmöglich auf die
Suche nach etwas zu Essen.
Den darauffolgenden
Tag nutze ich dann zunächst, um nach dem Ausschlafen ein bisschen South Beach
zu erkunden und in der Lincoln Road shoppen zu gehen: Eine kurze Hose, Flip
Flops und eine Sonnenbrille waren die Ausbeute - was man im "Sunshine
State" eben so braucht.
Miami Beach |
Rettungsschwimmer Turm |
Strandaufgang |
Ocean Drive |
unter Palmen |
Am nächsten Tag ging es in den Everglades National Park. Über das Hostel hatte ich eine Tour gebucht, die zudem eine Bootsfahrt mit einem der berühmten Propellerboote sowie eine kleine Alligator Show beinhaltete. Dort lernten wir mehr über das Leben der Alligatoren und sahen bei einer Fütterung zu. Darüber hinaus bekamen wie die einmalige Gelegenheit uns mit einem kleinen lebenden Exemplar auf dem Arm auf einem Bild verewigen zu lassen, worauf ich jedoch dankend verzichtete.
Die anschließende
Bootsfahrt war dann leider weniger spektakulär als ich es mir vorgestellt hatte
und vor allem sehr laut, da die Propeller ordentlich Lärm verursachen. Aus
diesem Grund bekam auch jeder von uns zu Beginn ein Paar Ohropax ausgehändigt.
Trotzdem war es mal etwas anderes und wir haben sogar ein paar frei lebende
Krokodile sehen können. Auf dem Rückweg begann es zu regnen, sodass der
restliche Tag eher ruhig verlief.
Nach einem
entspannten Tag am Strand folgte unmittelbar das nächste aufregende Abenteuer,
denn erneut hattet ich eine Tour gebucht: Dieses Mal ging es nach Key West,
eine Insel im Süden von Florida. Allein die Hinfahrt dauerte ca. 4 Stunden,
führte aber u. a. über den spektakulären Overseas Highway, welcher die
verschiedenen Inseln der Florida Keys miteinander verbindet und dabei über
schier endlosen Brücken verläuft.
Neben einer kleinen
Stadtbesichtigung stand vor allem etwas für mich ganz Neues auf dem Programm:
Schnorcheln. Mit einem Ausflugsboot ging es hinaus aufs offene Meer zu einer
Art Riff. Jeder von uns bekam eine Brille und einen Schnorchel und wer mochte auch
eine Poolnudel. Ich nahm vorsichtshalber alle 3 Sachen und beobachte zunächst
alle anderen, wie sie ins Wasser gingen. Ein paar sprangen vom Boot, andere -
so wie ich dann auch - hockten sich auf den Rand und ließen sich sanft
hineingleiten.
Allerdings hatte ich
den Wellengang unterschätzt und bekam, sobald ich im Wasser war, direkt eine
kleine Panikattacke. Das hatte ich noch nie erlebt: Ich hatte Herzrasen und das
Gefühl nicht atmen zu können. Also nahm ich erst einmal die Taucherbrille ab,
setzte mich auf die Poolnudel und versuchte ruhig durchzuatmen. Das
funktionierte zum Glück auch ganz gut und zeigte schnell Wirkung, sodass ich
mich schon bald wieder beruhigt hatte.
Die Unterwasserwelt
beeindruckte mich jedoch leider nicht so, wie ich es erwartet hatte. Außer ein
paar farblosen Fischen und Korallen gab es nicht viel zu sehen. Das fand ich
recht enttäuschend, aber vielleicht war es auch einfach nicht der beste Ort zum
Schnorcheln. Einer der Teilnehmer fragte mich später, ob ich den kleinen Hai
auch gesehen hätte und mit einer Mischung aus Entsetzen und Erleichterung
verneinte ich. In Summe war das Alles auf jeden Fall ein bisschen zu aufregend
für mich und ich war so erledigt, dass ich fast die gesamte Rückfahrt im Bus
verschlief.
Die nächsten zwei
Tage verbrachte ich mit weiteren Erkundungen in Miami Downtown, in Little
Havanna und im Finanzviertel der Stadt. Außerdem schaute ich mir im Kino den
neuesten "X-Men" an und besorgte mir in einer Buchhandlung den
dritten Teil der Bestimmungs-Reihe, denn für die darauffolgenden Tage lautet
der Eintrag in meinen Reisenotizen immer gleich: Strand. Dort Zeit zu
verbringen - sei es mit baden, spazieren gehen oder einfach nur rumliegen und
lesen - ist meiner Meinung nach eben auch mit das Beste, was man in Miami so
machen kann - vor allem wenn das Meer nur knapp einen halben Kilometer von der
Unterkunft entfernt ist. Und so schön das Reisen auch ist, so anstrengend ist
es eben auch. Irgendwann möchten die vielen Eindrücke ja auch mal verarbeitet
werden. Deshalb nutzte ich die nächsten Tage auch ganz bewusst zum Entspannen
und Nichts tun.
Prompt erwischte
mich eine kleine Erkältung, die ich mir wahrscheinlich aufgrund des stark
klimatisierten Hostelzimmers eingefangen hatte. So eine verstopfte Nase und
Halskratzen kommen bei über 30° C Außentemperatur, tropischem Klima und
teilweise mehr als 12 Stunden Sonneneinstrahlung auf jeden Fall richtig gut.
Ein Besuch in der nahegelegenen Apotheke, bei dem ich mich mit Hustensaft,
Nasentropfen und weiteren kleinen Gesundmachern ausstattete, schaffte dem
Ganzen aber schnell Abhilfe und nach ein paar Tagen war der Schnupfen auch
schon wieder weg.
Am letzten Tag
raffte ich mich dann doch noch einmal auf und unternahm eine "City &
Boat Tour". Der erste Teil führte uns mit dem Bus in diverse Stadtviertel,
wie z. B. Little Havana, das von zahlreichen kubanischen Immigranten bewohnt
wird und wo wir aus diesem Grund klischeehaft einen Zigarrenladen besuchten.
Darüber hinaus fuhren wir nach Coral Gables, einer kleinen Stadt südlich von
Miami, und landeten schließlich wieder in Miami Downtown.
Von dort schloss
sich eine Bootstour durch die Biscayne Bay und um die sogenannte Star Island
an. Diese verdankt ihren Namen den vielen Villen, bei deren Besitzer und
Bewohner es sich angeblich um namhafte Berühmtheiten handeln soll. Es ist
allerdings auch bekannt, dass bei derartigen Touren aus Sensationshasche gerne
mal ein paar haltlose Behauptungen aufgestellt werden. Letztlich war mir aber
auch egal, wem welche Villa vielleicht gehört oder eben nicht gehört. Für mich
war es interessant genug, sich diese teilweise sehr prachtvollen Bauten einfach
mal "aus der Nähe" anzuschauen.
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