Dienstag, 14. April 2020

Miami

Die Weiterfahrt nach Miami sollte sich als Herausforderung gestalten und stand von Vornherein unter keinem guten Stern. Vielleicht lag es daran, dass ich den Anbieter gewechselt hatte und mich statt wie üblich für Greyhound ausnahmsweise für Megabus entschied - wer weiß. Während des Wartens auf den Bus an der Abfahrtstation in Orlando überraschte uns jedenfalls ein heftiger Regenguss, der so stark war, dass er meinen großen Rucksack durchnässte. Da konnte auch das Regencape nicht mehr viel ausrichten. 

In Miami angekommen, wollte ich mit einem Linienbus weiter bis zur Unterkunft fahren. Das waren immerhin einige Kilometer, denn der Megabus hielt in Downtown, während sich die Unterkunft in Miami Beach befand. Nachdem ich die richtige Bushaltestelle gefunden hatte, stand ich mir an selbiger aber vergeblich die Beine in den Bauch, da einfach kein Bus kommen wollte. Mangels Alternativen entschied ich mir daher für ein Taxi, auch wenn das im Budget nicht vorgesehen war. Der Fahrer wusste mit der Adresse jedoch nichts anzufangen und ließ mich deshalb nach wenigen Metern wieder aussteigen.

Schon leicht genervt orientierte ich mich zur nächstgelegenen Hauptverkehrsstraße und sprach dort hilfesuchend ein paar Passanten an. Sie erklärten mir, dass an diesem Abend ein Basketballspiel stattfand, das den öffentlichen Nahverkehr beeinflusste und daher nicht alle Verbindungen planmäßig bedient wurden. Sie empfahlen mir aber freundlicher Weise eine alternative Busroute und zeigten mir den dazugehörigen Stop. Tatsächlich war ich hier nach wenigen Minuten erfolgreich und konnte die Reise fortsetzen.

Da in den Bussen keine Stationen angezeigt werden, bat ich den Fahrer mir Bescheid zu geben, sobald wir meinen Halt erreicht haben. Doch natürlich hatte der Fahrer mein Anliegen schon nach wenigen Minuten wieder vergessen, sodass ich letztlich - nachdem wir zusätzlich noch eine Dreiviertelstunde im Stau standen - einige Stationen zu spät ausstieg und weitere 3 km zu Fuß zurücklegen musste. Natürlich immer schön bepackt mit beiden Rucksäcken, von denen der eine nach wie vor feucht war. Ausgehungert, völlig entnervt und erschöpft gelangte ich endlich ans Ziel und machte mich dort erst einmal schnellstmöglich auf die Suche nach etwas zu Essen.

Den darauffolgenden Tag nutze ich dann zunächst, um nach dem Ausschlafen ein bisschen South Beach zu erkunden und in der Lincoln Road shoppen zu gehen: Eine kurze Hose, Flip Flops und eine Sonnenbrille waren die Ausbeute - was man im "Sunshine State" eben so braucht.

Miami Beach

Rettungsschwimmer Turm

Strandaufgang

Ocean Drive

unter Palmen

Am nächsten Tag ging es in den Everglades National Park. Über das Hostel hatte ich eine Tour gebucht, die zudem eine Bootsfahrt mit einem der berühmten Propellerboote sowie eine kleine Alligator Show beinhaltete. Dort lernten wir mehr über das Leben der Alligatoren und sahen bei einer Fütterung zu. Darüber hinaus bekamen wie die einmalige Gelegenheit uns mit einem kleinen lebenden Exemplar auf dem Arm auf einem Bild verewigen zu lassen, worauf ich jedoch dankend verzichtete. 

Die anschließende Bootsfahrt war dann leider weniger spektakulär als ich es mir vorgestellt hatte und vor allem sehr laut, da die Propeller ordentlich Lärm verursachen. Aus diesem Grund bekam auch jeder von uns zu Beginn ein Paar Ohropax ausgehändigt. Trotzdem war es mal etwas anderes und wir haben sogar ein paar frei lebende Krokodile sehen können. Auf dem Rückweg begann es zu regnen, sodass der restliche Tag eher ruhig verlief.
  
Propellerboote

Everglades National Park

Krokodile


Alligator

Nach einem entspannten Tag am Strand folgte unmittelbar das nächste aufregende Abenteuer, denn erneut hattet ich eine Tour gebucht: Dieses Mal ging es nach Key West, eine Insel im Süden von Florida. Allein die Hinfahrt dauerte ca. 4 Stunden, führte aber u. a. über den spektakulären Overseas Highway, welcher die verschiedenen Inseln der Florida Keys miteinander verbindet und dabei über schier endlosen Brücken verläuft.

Neben einer kleinen Stadtbesichtigung stand vor allem etwas für mich ganz Neues auf dem Programm: Schnorcheln. Mit einem Ausflugsboot ging es hinaus aufs offene Meer zu einer Art Riff. Jeder von uns bekam eine Brille und einen Schnorchel und wer mochte auch eine Poolnudel. Ich nahm vorsichtshalber alle 3 Sachen und beobachte zunächst alle anderen, wie sie ins Wasser gingen. Ein paar sprangen vom Boot, andere - so wie ich dann auch - hockten sich auf den Rand und ließen sich sanft hineingleiten. 

Allerdings hatte ich den Wellengang unterschätzt und bekam, sobald ich im Wasser war, direkt eine kleine Panikattacke. Das hatte ich noch nie erlebt: Ich hatte Herzrasen und das Gefühl nicht atmen zu können. Also nahm ich erst einmal die Taucherbrille ab, setzte mich auf die Poolnudel und versuchte ruhig durchzuatmen. Das funktionierte zum Glück auch ganz gut und zeigte schnell Wirkung, sodass ich mich schon bald wieder beruhigt hatte.

Die Unterwasserwelt beeindruckte mich jedoch leider nicht so, wie ich es erwartet hatte. Außer ein paar farblosen Fischen und Korallen gab es nicht viel zu sehen. Das fand ich recht enttäuschend, aber vielleicht war es auch einfach nicht der beste Ort zum Schnorcheln. Einer der Teilnehmer fragte mich später, ob ich den kleinen Hai auch gesehen hätte und mit einer Mischung aus Entsetzen und Erleichterung verneinte ich. In Summe war das Alles auf jeden Fall ein bisschen zu aufregend für mich und ich war so erledigt, dass ich fast die gesamte Rückfahrt im Bus verschlief.

Key West

bereit für's Schnorchelabenteuer

auf offenem Meer

Land in Sicht

Leuchtturm

Die nächsten zwei Tage verbrachte ich mit weiteren Erkundungen in Miami Downtown, in Little Havanna und im Finanzviertel der Stadt. Außerdem schaute ich mir im Kino den neuesten "X-Men" an und besorgte mir in einer Buchhandlung den dritten Teil der Bestimmungs-Reihe, denn für die darauffolgenden Tage lautet der Eintrag in meinen Reisenotizen immer gleich: Strand. Dort Zeit zu verbringen - sei es mit baden, spazieren gehen oder einfach nur rumliegen und lesen - ist meiner Meinung nach eben auch mit das Beste, was man in Miami so machen kann - vor allem wenn das Meer nur knapp einen halben Kilometer von der Unterkunft entfernt ist. Und so schön das Reisen auch ist, so anstrengend ist es eben auch. Irgendwann möchten die vielen Eindrücke ja auch mal verarbeitet werden. Deshalb nutzte ich die nächsten Tage auch ganz bewusst zum Entspannen und Nichts tun.

Prompt erwischte mich eine kleine Erkältung, die ich mir wahrscheinlich aufgrund des stark klimatisierten Hostelzimmers eingefangen hatte. So eine verstopfte Nase und Halskratzen kommen bei über 30° C Außentemperatur, tropischem Klima und teilweise mehr als 12 Stunden Sonneneinstrahlung auf jeden Fall richtig gut. Ein Besuch in der nahegelegenen Apotheke, bei dem ich mich mit Hustensaft, Nasentropfen und weiteren kleinen Gesundmachern ausstattete, schaffte dem Ganzen aber schnell Abhilfe und nach ein paar Tagen war der Schnupfen auch schon wieder weg.

Welcome to Miami Beach!

Blick auf die Biscayne Bay

Miami Downtown

Sonnenuntergang

Am letzten Tag raffte ich mich dann doch noch einmal auf und unternahm eine "City & Boat Tour". Der erste Teil führte uns mit dem Bus in diverse Stadtviertel, wie z. B. Little Havana, das von zahlreichen kubanischen Immigranten bewohnt wird und wo wir aus diesem Grund klischeehaft einen Zigarrenladen besuchten. Darüber hinaus fuhren wir nach Coral Gables, einer kleinen Stadt südlich von Miami, und landeten schließlich wieder in Miami Downtown.

Von dort schloss sich eine Bootstour durch die Biscayne Bay und um die sogenannte Star Island an. Diese verdankt ihren Namen den vielen Villen, bei deren Besitzer und Bewohner es sich angeblich um namhafte Berühmtheiten handeln soll. Es ist allerdings auch bekannt, dass bei derartigen Touren aus Sensationshasche gerne mal ein paar haltlose Behauptungen aufgestellt werden. Letztlich war mir aber auch egal, wem welche Villa vielleicht gehört oder eben nicht gehört. Für mich war es interessant genug, sich diese teilweise sehr prachtvollen Bauten einfach mal "aus der Nähe" anzuschauen.

Little Havana

Zigarrenladen

Coral Gables Biltmore Hotel

Star Island



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