Als nächste Station stand
Las Vegas, Nevada auf dem Programm. Der Greyhound Bus verlies Flagstaff
pünktlich um 14:30 Uhr, geplante Ankunftszeit in Las Vegas war 20:30 Uhr. Nach eineinhalb
Stunden Fahrt hieß es dann plötzlich, dass der Bus kaputt ist und wir umdrehen
müssen. Gegen 17:30 Uhr war ich also wieder zurück in Flagstaff. Laut Auskunft
des Busfahrers sollte um 20:00 Uhr ein Ersatzbus bereit stehen. Dieser musste
aber extra erst aus Phoenix angefahren kommen. Um 20:00 Uhr hieß es dann, dass
der Ersatzbus um 21:30 Uhr kommt. Es wurde gratis Pizza für alle bestellt (eine
davon hat sich ein Fahrgast einverleibt, der gar nicht zu unserem verunglückten
Bus gehörte, sondern nur die Gunst der Stunde nutzte), Kaffee stand zur freien
Verfügung und zu unserem Zeitvertreib wurde der Film „Spaceballs“ gezeigt –
immerhin. Um 23:00 Uhr kam dann endlich der Ersatzbus und nach einer
schlaflosen Nacht war ich schließlich um 4:30 Uhr morgens in Las Vegas. Dummerweise
war ein Check-in im Hostel aber erst ab 08:00 Uhr möglich. Also verbrachte ich
weitere dreieinhalb Stunden an einer der trostlosen Greyhound Busstationen und
schaute eine Folge Tatort (WiFi und ARD Mediathek machen es möglich), bis ich
letztlich kurz nach 08:00 Uhr erschöpft den Schlüssel zu meinem Schlafsaal in
den Händen hielt. Dort habe ich mich dann auch erst einmal hingelegt und ein
paar Stunden geschlafen.
So eine desaströse
Busfahrt schweißt natürlich zusammen und man kommt automatisch mit seinen
Leidensgenossen ins Gespräch. So traf ich Yazi, einen aus der Nähe von Page
stammenden US-Amerikaner mit indianischen Wurzeln. Wir hatten uns die ganze
Zeit über gut unterhalten und am Ende unsere Handynummern ausgetauscht. Nachdem
wir uns also beide eine Mütze voll Schlaf geholt hatten, verabredeten wir uns für
ein gemeinsames Mittagessen und liefen zusammen einmal den gesamten Strip
entlang. Da Yazi in Las Vegas wohnt und arbeitet, kannte er sich gut aus und
konnte mir nicht nur ein paar versteckte Ecken zeigen, sondern auch ein wenig
Hintergrundinformationen zur Verfügung stellen.
Bevor ich meine Reise antrat, hatte
ich allen erzählt, dass ich in Las Vegas möglicherweise gar nicht Halt machen
würde und wenn, dann vermutlich nur ganz kurz, weil es ja außer dem Strip eh
nichts zu sehen gäbe und dieser vermutlich auch nur bei Nacht interessant wäre.
Ganz Unrecht hatte ich damit zwar nicht, aber ich hatte doch die erstaunlich
angenehme Atmosphäre unterschätzt, die dieser Ort verbreitet. Da Las Vegas in
der Wüste liegt, war es dort sommerlich warm und der Strip hat einfach Flair:
Überall läuft Musik, die Menschen sind gut gelaunt und wenn man die Straße
entlangläuft, unternimmt man eine unglaubliche Städtereise von Venedig über Rom
und Paris bis hin nach New York. Es ist ein Ort des Entertainments und die
Unterhaltung war für mich eine willkommene Abwechslung. Bei Tag ist es sogar
fast noch schöner als bei Nacht, weil der Boulevard dann nicht so extrem
überfüllt ist. So genoss ich zwei Tage lang die herrliche Sonne, das rege
Treiben der Stadt, die Wasserspiele vorm Bellagio und vor allem die nette
Gesellschaft von Yazi.
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Willkommen! |
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Stratosphere - das höchste Gebäude |
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Paris |
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New York |
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Wasserspiel zu Musik vorm Bellagio |
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die neueste Attraktion - der high roller |
Bevor ich nach Las Vegas kam, hatte
ich in Flagstaff noch Leonie aus Belgien kennen gelernt. Wir waren uns von
Beginn an sympathisch gewesen und hatten
einige Gemeinsamkeiten: Wir hatten beide unsere Jobs gekündigt, reisten für
drei Monate durch die USA und hatten zumindest für die ersten Wochen fast die
identische Route geplant. Ihre nächsten Stationen sollten nördlich des Grand
Canyon u. a. Moab (Ausgangspunkt für Ausflüge in den Arches Nationalpark und
Canyonlands Nationalpark), Bryce Canyon Nationalpark und Zion Nationalpark
sein: Alles Orte, die ich gern sehen wollte, ohne Auto aber nicht erreichen
konnte. Ich fragte Leonie also, ob ich sie ein Stück auf ihrer Reise begleiten
dürfe und sie behauptete, sich über meine Gesellschaft zu freuen. Allerdings
hatte ich zu diesem Zeitpunkt (es war mein vorletzter Tag in Flagstaff) bereits
die Busfahrt und das Hostel für Las Vegas gebucht. Monument Valley, ihren
nächsten Aufenthaltspunkt, hatte ich zudem schon gesehen. So beschlossen
vorerst getrennte Wege zu gehen und uns fünf Tage später in Moab, Utah wieder
zu treffen.
Meine nächste Herausforderung lautete
also „Finde einen Weg von Las Vegas nach Moab“ und das war gar nicht so leicht
wie es zunächst klang. Meine Recherche ergab, dass es weder eine öffentliche
Bus- noch Zugverbindung gab. Man konnte
für 600 USD eine Art private Taxifahrt buchen, aber das war keine Option. Was
also tun? Na klar – fliegen. Denn in den USA gibt es einfach überall, selbst im
letzten Kaff irgendwo im Nirgendwo, einen Flughafen – sogar in der
5.000-Einwohner-Stadt Moab, quod erat demonstrantum. Blöd nur, dass der Flug
300 EUR kosten und noch dazu einen Zwischenstopp in Salt Lake City haben
sollte. Also auch keine Option, aber Moment: Zwischenstopp in Salt Lake City?
Mal schauen was der Flug von Salt Lake City nach Moab kostet. Aha, auch nicht
gerade günstig, aber erschwinglich. Und wie komme ich nach Salt Lake City? Acht
Stunden Busfahrt zum fairen Preis, das würde doch gehen. Ist zwar nicht gerade
der direkteste Weg, aber das macht ja nichts. Nur was sagt eigentlich der Reiseführer
dazu? Salt Lake City ist definitiv einen Aufenthalt wert! Na dann, nichts wie
los. Zehn Minuten später war alles gebucht.
So machte ich mich mit dem Bus auf
nach Salt Lake City. Während der Fahrt wechselte ich zum ersten Mal in meinem
Leben auf dem Landweg die Zeitzone, indem ich die Grenze zwischen den Bundesstaaten
Nevada und Utah passierte. Leider regnete es bereits bei meiner Ankunft und
hörte auch die ganzen eineinhalb Tage, die ich zur Verfügung hatte, nicht so
richtig auf. So kam es, dass ich von der Stadt selbst gar nicht allzu viel
gesehen habe (außer einer Vielzahl an Kirchen - Salt Lake City wurde von Mormonen gegründet und ist auch heute noch ein Zentrum für diese). Das ist ein wenig schade, da ich davon überzeugt bin, dass Salt
Lake City eine schöne Stadt mit einem netten Zentrum ist, aber es ist eben
nicht zu ändern. Außerdem traf ich ein paar Tage später einen Dresdner (schön,
ein wenig heimatlichen Dialekt zu hören), der in Salt Lake City wohnt und mir
erzählte, dass es dort nur ca. 10 Tage im Jahr regnet. Ich versuche daher das
Ganze positiv zu interpretieren: Mit dem Regen wurde mir sozusagen eine echte
Seltenheit und somit eine besondere Attraktion der Stadt geboten. Die
Wahrscheinlichkeit diese zu erleben beträgt nur 2,74 %, ich bin also ein wahrer
Glückspilz!
Darüber hinaus hatte ich in Salt Lake
City noch einen anderen Auftrag zu erfüllen: Für meine weitere Reise mit Leonie
musste ich nämlich noch einen Schlafsack, eine Isomatte und ein wenig
Campinggeschirr besorgen, denn es stand von Vornherein fest, dass wir in Bryce
und Zion zelten würden. Der ideale Ort, um solche Dinge günstig – wenn auch nicht
qualitativ hochwertig – zu besorgen, ist Walmart. Also suchte ich die
nächstgelegene Niederlassung heraus und fuhr mit der Bahn dahin. Als ich dort
ankam, musste ich feststellen, dass meine Aussage von eben einer Korrektur
bedarf: Der ideale Ort, um irgendetwas – egal was – zu besorgen, ist Walmart.
Hier gibt es einfach ALLES: Nicht nur Lebensmittel (natürlich alles im
absoluten XXL-Format – ich frage mich ernsthaft was Singles einkaufen), sondern
auch Kleidung, Schuhe, komplette Campingausrüstungen, DVD’s und Bücher,
Küchengeschirr und was weiß ich nicht noch alles. Es ist wie Metro, MediaMarkt,
SportCheck und Kik in einem. Nur noch größer. Wahnsinn! Ich musste an den Film
„Wo dein Herz schlägt“ denken, in dem Natalie Portman eine Zeit lang im Walmart
wohnt und dann dort an der Kasse ein Kind gebärt, und ich fand, sie war clever.
Hier kann man wirklich gut wohnen, denn man findet alles, was man zum Leben
braucht.
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Salt-Lake-Tempel |
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einziger Farbtupfer - ein paar Tulpen am Wegesrand |
Der anschließende Flug nach Moab war kurz,
aber spektakulär. In einem Dreisitzer-Propellerflugzeug, das seine besten Jahre
eigentlich schon hinter sich hatte, flogen wir über wunderschöne Landschaft und
ich bekam auf diesem Wege sogar noch die Gelegenheit, den der Stadt ihren Namen
verleihenden Salt Lake zu sehen.
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das Flugzeug |
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Salt Lake City aus der Vogelperspektive |
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Salt Lake |
Der Flughafen in Moab war mitten in
der Prärie. Rundherum war meilenweit nichts, eine Busverbindung in die Stadt
gab es nicht und es fuhr genau ein Taxi, das gerade vollbesetzt im Aufbruch
war. Der Fahrer erklärte, dass er in ungefähr 45 Minuten wieder da sein würde
und mich dann für 45 USD mitnehmen könne. Pff! Zum Glück war Leonie schon eher
in der Stadt angekommen als erwartet und konnte mich so problemlos abholen.
Den ganzen Tag über hatte ich mich
schon etwas unwohl gefühlt, so als wäre eine Erkältung im Anmarsch. Zum späten
Nachmittag gesellten sich noch Magenkrämpfe dazu. Da schlafen immer die beste
Medizin ist, ging ich früh zu Bett und hoffte, dass sich mein Magen schnell
wieder beruhigen würde. Ich erinnerte mich außerdem daran, dass Luise und Flo
mich vor der Reise gewarnt hatten, dass es immer gute, aber auch mal schlechte
Tage geben würde. Dies war also ein schlechter Tag. Morgen kommt also sicher
wieder ein guter. Der Gedanke tröstete mich ein wenig und tatsächlich: Am
nächsten Tag war wieder alles gut. Vermutlich hatte ich nur etwas Falsches
gegessen.
Ich war also rechtzeitig wieder fit,
um mit Leonie den Arches Nationalpark zu besuchen. Dieser verdankt seinen Namen
den vielen natürlichen Steinbögen, welche auch die Hauptattraktion des
Nationalparks sind. Der bekannteste Steinbogen ist die Delicate Arch, welche
auch gleichzeitig das Wahrzeichen Utahs und u. a. auf den Nummernschildern des
Bundesstaates abgebildet ist.
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Balanced Rock |
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North and South Window |
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Double Arch |
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Broken Arch |
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Skyline Arch |
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Delicate Arch |
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Delicate Arch aus anderer Perspektive |
Der zweite Ausflug führte uns in den Canyonlands
Nationalpark. Hier treffen sich der Colorado und der Green River und teilen den
Park in drei Plateaus: Island in the Sky im Norden, The Needles im Südosten und
The Maze im Westen. Der bekannteste Abschnitt ist die Island in the Sky, die
wir auch besucht haben. Von hier aus hat man einen fantastischen Blick auf den
White Rim und die Flussläufe und man wird tatsächlich ein wenig an den Grand
Canyon erinnert. Während dieser jedoch durch seine enorme Größe beeindruckte, fasziniert
Canyonlands durch seine unglaubliche Weite.
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Mesa Arch |