Zusammen mit Sandra und Svenja
ging es also über die teilweise 12-spurige (!) Autobahn Richtung San Diego.
Kurze Pausen machten wir dabei in Long Beach und Oceanside. Unser Hostel in
Ocean Beach befand sich, wie sich schnell zeigte, nicht nur in unmittelbarer
Strandnähe, sondern offenbar auch in einer Art Hippie Hochburg. Es war von
außen bunt angemalt, hatte ein großes Peace Zeichen auf dem Dach und rund 80 %
des Personals trugen Rastazöpfe. Zumindest handelte es sich hier um eine
entspannte Gegend und genau so verbrachte ich auch einen Großteil der kommenden
Tage: Entspannt. Ein gutes Buch, ein bisschen Strand und mexikanisches Essen –
was braucht man mehr?!
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das Hostel |
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Ocean Beach |
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Palme am Strand |
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Sonnenuntergang |
Ein paar Ausflüge boten sich aber
dennoch an. Der erste führte Sandra, Svenja und mich ins nahe gelegene Tijuana,
Mexiko. Die Stadt liegt unmittelbar an der Grenze zu den USA und ist vor allem
wegen zweierlei Dingen bekannt: Zum einen als Partyhochburg, weil sowohl die
Getränkepreise als auch die Altersgrenze für den Konsum von Alkohol deutlich
niedriger sind als in den USA, zum anderen aber auch als berüchtigter
Drogenumschlagsplatz und Zentrum für Prostitution. Es wird daher davon
abgeraten die Stadt nach Sonnenuntergang zu besuchen. Und weil wir so
vernünftige und erwachsene Menschen sind, sind wir deshalb natürlich wann hingegangen?
Richtig, nach Sonnenuntergang. Wir sollten ja auch kein Sightseeing betreiben,
sondern – wieder richtig – Tequila trinken. Aber wie hätte ich sicherer
unterwegs sein können? Sandra und Svenja sind beide ausgebildete Polizistinnen.
Schon die Busfahrt nach Tijuana
war ein kleines Highlight. An einer Haltestelle sprang plötzlich ein Irrer in
den Bus und beschimpfte lautstark einen anderen Fahrgast, weil dieser angeblich
ein Messer bei sich trug. Der Busfahrer warf den Irren raus, der sich daraufhin
demonstrativ vor den Bus stellte, sodass wir nicht weiter fahren konnten, und
wild gestikulierend die Polizei rief. Innerhalb kürzester Zeit rückten ganze
vier Streifenwagen an. Eine Beamtin fragte die Businsassen, ob sie ein Messer
gesehen hätten. Alle schüttelten den Kopf. Der Irre wurde schließlich in
Handschellen abgeführt und wir durften unsere Fahrt fortsetzen.
Der Grenzübergang war
überraschend unkompliziert. Man geht einfach durch ein Drehkreuz, über dem in
Großbuchstaben Mexiko steht, und schon ist man da: In Mexiko. Niemand
kontrollierte unsere Pässe oder unser Gepäck. Erst auf dem Weg zurück in die
USA mussten wir unsere Pässe vorzeigen. Das war’s. Jeder Security Check am
Flughafen ist intensiver. Hauptsache da muss man seine Handcreme in einen wiederverschließbaren
Plastikbeutel packen oder seine Schuhe ausziehen, aber wenn ich nach Mexiko
gehe bzw. von dort zurück komme, interessiert niemanden was sich in meinem
Rucksack befindet…
Tijuana selbst war letztlich ziemlich
unspektakulär. Da, wo am Wochenende vermutlich der Bär steppt, ist unter der
Woche (es war Dienstag) leider überhaupt nichts los. Das hatte zumindest den
Vorteil, dass sich alle Bars um uns rissen, sich in den Preisen unterboten und
uns wie VIP’s behandelten. Wir hatten also trotzdem einen schönen und lustigen
Abend und mussten uns auch zu keiner Zeit unsicher fühlen.
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Grenzübergang |
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Partymeile |
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Nix los? |
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Egal, wir haben trotzdem Spaß! |
Einen weiteren Ausflug unternahm
ich zur Südspitze der Point Loma-Halbinsel. An dieser historischen Stelle
betrat am 28. September 1542 der portugiesische Entdecker Juan Rodriguez
Cabrillo als erster Europäer die Westküste Amerikas. Ihm zu Ehren wurde ein
Denkmal errichtet. Bei gutem Wetter hat man hier zudem einen guten Blick auf
die Skyline von San Diego.
Interessant ist diese Gegend aber
vor allem auch wegen der auf der Westseite befindlichen Gezeitenpools. Während
der Flut wird die felsige Küste überspült. Wenn das Wasser zu Ebbezeiten
schließlich zurück geht, entstehen in den zahlreichen Ausbuchtungen kleine Seen,
in denen verschiedene Meeresbewohner (Anemonen, Muscheln etc.) vorübergehend
gefangen werden. Erst mit der nächsten Flut werden sie wieder hinaus ins Meer
gespült. In der Zwischenzeit kann man die Geschöpfe beobachten. Anfassen und /
oder mitnehmen ist allerdings verboten.
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Küste |
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Felsformation |
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Gezeitenpool |
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Cabrillo Monument |
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Point Loma Lighthouse |
Im Hostel bot sich endlich die
Möglichkeit meine kaputte Hose zu flicken – hah! An der Rezeption konnte ich
mir Nadel und Faden leihen und meine Kenntnisse aus dem Werkunterricht der
Grundschule zur Anwendung bringen. Schön ist das Ergebnis zwar nicht unbedingt,
dafür aber zweckmäßig. Den ersten Test – Waschmachine und Trockner – hat die
Naht zumindest unbeschadet überstanden.
Wenn man so eine Reise
unternimmt, muss man sowieso schnell lernen, sein Herz nicht allzu sehr an die
wenigen materiellen Dinge, die man bei sich hat, zu hängen. Dinge gehen kaputt
oder verloren. Andererseits findet oder kauft man aber auch Neues oder bekommt
es gar geschenkt. In Redondo Beach z. B. habe ich zum allerersten Mal meine neu
gekaufte helle Trekkinghose getragen, nur um mich direkt in einen Ölfleck zu
setzen. Die schwarzen Punkte zieren nun für immer den Popo der Hose. Das ist
zwar ärgerlich, aber eben nicht zu ändern. Hier eine Übersicht zum status quo:
Bisherige Verluste: USB-Kabel für
MP3-Player, Hülle für Brillenputztuch, Brillenetui, vorübergehend schwarze
Ohrringe – sind aber wieder aufgetaucht, puh!
Beschädigte (oder unwiderruflich
beschmutzte) Dinge: 2 Hosen, 1 T-Shirt, 1 Uhr, 1 Kugelschreiber
Bisherige Gewinne: 1 Pullover, 1
T-Shirt, 1 Reiseführer Osten der USA, 3 Bücher (Veronica Mars, Bridget Jones,
Pretty Little Liars)
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unbeabsichtigter "Used Look" |
Mein letzter Abend in Ocean Beach
war noch einmal sehr unterhaltsam. Im Hostel kam ich mit einem Mittfünfziger
ins Gespräch, der sich als James vorstellte und in seinem Leben offenbar ein
paar Joints zu viel geraucht hatte. Wir gingen zusammen essen und er erzählte
ziemlich viel wirres Zeug, von Tree Sitting Protesten (Baumbesetzung), Kuba und
der friedlichen Revolution. Eine Frau am Nachbartisch, die unser Gespräch bzw.
seinen Monolog offenbar verfolgt hatte, ereiferte sich plötzlich lautstark
darüber, dass es beschämend sei wie er die amerikanische Kultur gegenüber
Europäern präsentiert und verlies wütend das Lokal. James ließ sich nicht
beeindrucken. Er erzählte mir, dass der Grund dafür, dass die Europäer denken,
dass die Amis einen an der Klatsche haben, ist, dass … ach, ich weiß es schon
gar nicht mehr. Ich traute mich jedenfalls nicht ihm zu sagen, dass der Grund
dafür, dass die Europäer denken, dass die Amis einen an der Klatsche haben,
Leute wie er sind. Es war einfach zu lustig.
Am darauffolgenden Tag checkte
ich schließlich aus, verließ den Strand und wechselte in ein Hostel, welches in
San Diego Downtown gelegen ist. Wenigstens für einen Tag wollte ich die
Innenstadt erkunden. Das ist sicher nicht genug Zeit, um sich ein
vollumfassendes Bild zu machen, aber nach San Francisco und Hollywood stand mir
der Sinn nicht unbedingt nach noch mehr Großstadtrummel. Sehenswert waren auf jeden Fall das
Einkaufszentrum Westfield Horton Plaza, welches sich über sechs offen
gestaltete Etagen erstreck und den Eindruck eines riesigen Cafés vermittelt,
Seaport Village mit seinen vielen kleinen Geschäften und der Balboa Park, die
grüne Lunge der Stadt.
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Hafen |
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Westfield Horton Plaza |
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Willy |
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Seaport Village |
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Balboa Park |
Bevor ich mich am nächsten Tag schließlich
von Kalifornien verabschieden sollte, um mit dem Greyhound Bus in nordöstliche
Richtung zu fahren, wollte ich noch ein letztes Mal mexikanisches Essen
genießen. Als ich gerade genüsslich in meine leckere Quesadilla biss, spürte
ich plötzlich, dass sich in meinem Mund etwas dramatisch veränderte. Schnell
fand ich heraus, was es war: Der Kleber meines oberen Retainers (ein dünner
Metalldraht, der oben und unten hinter den vorderen Zahnreihen angebracht ist,
um die Zähne auch nach der festen Zahnspange weiterhin zu stabilisieren) war an
mindestens drei Zähnen abgegangen und nun baumelte das eine Ende lose in meinem
Mund herum. Oh nein! Das Ding hält seit sieben Jahren und nun geht es kaputt???
Argh! Über www.yelp.com (übrigens sehr zu
empfehlen!) versuchte ich den nahe gelegensten Kieferorthopäden ausfindig zu
machen, aber zum Samstagabend hatten natürlich alle Praxen schon geschlossen –
verdammt! Also kaufte ich mir vorerst nur ein paar Kaugummis und versuchte mit
diesen das lose Ende einigermaßen am Zahn zu befestigen, damit der Draht
erstens nicht noch abbricht und ich mich zweitens mit dem scharfen Ende nicht
zu sehr im Mund verletze. Der erste Auftrag für meinen neuen Aufenthaltsort
stand damit schon einmal fest: Finde einen Kieferorthopäden und lass den
Retainer reparieren. Fortsetzung folgt…
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