Montag, 14. April 2014

Hollywood

Die erste Person, der ich in Hollywood begegnete, war Gregg Donovan. Direkt nach meinem Ausstieg aus dem Bus begrüßte er mich in Frack und Zylinder mit den Worten „Welcome to Hollywood. You have arrived!“. Na, wenn das mal kein netter Empfang ist. Er stellte sich als der offizielle Begrüßer von Hollywood vor und zeigte mir hilfsbereit den gut versteckten Eingang zum Hostel.

Anschließend erkundete ich den berühmten Hollywood Boulevard. Dessen Gehwege sind zu beiden Seiten mit den Sternen des Walk of Fame  gesäumt. Außerdem befinden sich hier das Kodak Theatre, das Graumann’s Chinese Theatre, Madame Tussauds usw. Geht man den Boulevard einmal hoch und wieder herunter, verschwindet jedoch jegliche Illusion und es reift schnell die Erkenntnis: Hollywood ist nur im Fernsehen glamourös. Die Sterne sind lieblos in den Boden eingelassen, die Platten z. T. beschmutzt oder sogar zerbrochen. Die ganze Straße ist hoffnungslos überfüllt mit Touristen und als Superman, Spiderman, Captain America oder Batman verkleideten „Künstlern“, die den Besuchern für ein Foto das Geld aus der Tasche locken. Alle paar Meter wird einem ein neuer Flyer für eine überteuerte Studiotour vor die Nase gehalten. Hier und da kniet ein Obdachloser und bettelt um Geld.

Das Hollywood Zeichen kann man vom Hollywood & Highland Center aus zwar sehen, es ist aber endlos weit weg. Möglichkeiten auch ohne Auto näher an dieses heranzukommen sind vermutlich vorhanden, wurden von mir aber gar nicht erst weiter erforscht. Ein Schnappschuss aus der Ferne muss eben genügen.

Etwas ernüchtert begab ich mich daher zurück zum Hostel und lief dabei erneut Gregg Donovan in die Arme. Dieser hatte gerade Feierabend und lud mich spontan auf ein Stück Pizza und Weißwein ein. Dabei erzählte er mir, dass er zuvor jahrelang am Rodeo Drive tätig war und die Menschen in Beverly Hills begrüßte, bevor er aus Kostengründen entlassen wurde und nach Hollywood wechselte.

Hollywood Boulevard

Graumann's Chinese Theatre

Finger-und Fußabdrücke der Harry Potter Hauptdarsteller

Walk of Fame

Hollywood Zeichen

Am nächsten Tag ging es Richtung Strand. Zuerst besuchte ich den Santa Monica Pier. Dort reihen sich diverse Fahrgeschäfte, Souvenirshops und Imbissbuden aneinander. Viel mehr als einmal über den Pier zu laufen lohnte sich jedoch nicht, sodass ich mich gar nicht lange aufhielt und am Strand entlang zum nahe gelegenen Venice Beach spazierte. Unvoreingenommen zog ich meine Schuhe aus und ging bis vor zum Wasser. Dann kam die erste Welle und ich musste erst einmal scharf Luft holen: Das Wasser war eisig kalt! Nach ein paar Minuten hatte ich mich zwar daran gewöhnt, aber ich hatte doch tatsächlich ein paar Verrückte im Meer baden sehen, brrr.

Der Venice Beach ist in der Tat einer der besten Orte für Selbstdarsteller. Auf ca. 3 km Länge befinden sich hier endlose Verkaufsstände. Mittendrin finden sich Breakdancer, Musiker unterschiedlichster Art, Maler, Künstler, Artisten, Skater etc. Zwei Frauen mittleren Alters tanzten zu der Trommelmusik einer Bongogruppe, ein älterer Herr mit langen Haaren spielte auf einer E-Gitarre und wirbelte diese wild herum, ein anderer fuhr seine Gitarre spielend auf Rollschuhen herum, Kiffer erzählen von Liebe und Frieden, Wahrsagerinnen legen Tarotkarten oder lesen dir aus der Hand, einige fahren einfach nur auf prolligen Fahrrädern herum. Ziemlich am Ende der Meile befindet sich der sogenannte Muscle Beach, an dem einst Arnold Schwarzenegger seine Karriere begann. Hier kann man überdurchschnittlich trainierten Männern und Frauen beim Gewichte heben zuschauen. Gleich daneben spielen andere Leute Tennis und Basketball oder fahren auf der Skaterbahn. Es ist ein wahres Spektakel und der Unterhaltungswert ist hoch. Hier kann man Stunden einfach nur mit gucken verbringen.

Venice Beach






Santa Monica Pier


Das Hostel hatte nicht nur eine unschlagbare Lage, sondern bot auch viele Möglichkeiten, um nette Leute kennen zu lernen. Eine dieser netten Leute war Vera, die mit in meinem Zimmer übernachtete. Wir hatten beide lange geschlafen und beschlossen spontan den Tag gemeinsam zu verbringen. Nach einem ausgedehnten Frühstück bei ihop und einem gemütlichen Verdauungsspaziergang über den Sunset Boulevard fuhren wir zum Universal Studio Citywalk, der sich vor dem Eingang zu den Universal Studios befindet und frei zugänglich ist. Wir kauften uns Süßigkeiten im größten Süßigkeitenladen, den ich je gesehen habe, schauten einem Karikaturzeichner zu, dessen Karikatur von drei älteren asiatischen Damen viel besser aussah als die Originale selbst, und gönnten uns einen riesigen ice blended Vanilla Mocha. Manchmal ist es so einfach große Kinder glücklich zu machen ;)

Universal Studios

City Loft

City Walk

it'sugar

Smarties

Zwei Abende zuvor hatte ich außerdem Sandra und Svenja kennengelernt. Die beiden waren gerade von Hawaii gekommen, hatten einen Wagen gemietet und ihre nächste Station sollte genau wie bei mir San Diego sein. Weil wir uns auf Anhieb gut verstanden, boten sie mir an mich mitzunehmen. Das nahm ich natürlich dankend an und verlängerte dafür meinen Aufenthalt in Hollywood um einen weiteren Tag. Diesen verbrachte ich zusammen mit Sandra am Redondo Beach, wo wir Delfine beim Spielen im Meer beobachteten und ein bisschen die Seele baumeln ließen. Abendessen gab es dann in der Cheese Cake Factory. Dort sind die Portionen noch größer als sowieso schon (davon kann ich ungefähr drei Tage lang essen und zwar jeweils morgens, mittags und abends) und der Kellner fragt alle zwei Minuten, ob alles in Ordnung ist. Die Cheese Cakes selbst, welche mit zwei (!) Häubchen Sahne serviert werden, sind wirklich lecker, verkleben einem aber auch ganz schön den Magen. Über die Anzahl der Kalorien denkt man lieber gar nicht erst nach.

Redondo Beach Pier

Hafen

Sonnenuntergang


Fazit: Wer in Hollywood Glitzer und Glamour erwartet, wird zunächst enttäuscht werden. Man muss schon ein bisschen danach suchen. Nichtsdestotrotz hatte ich hier eine wirklich gute Zeit und fand es fast ein bisschen schade weiter zu ziehen. Das hielt jedoch nicht lange an, denn es warteten ja neue schöne Dinge auf mich...

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