Die erste Person, der ich in
Hollywood begegnete, war Gregg Donovan. Direkt nach meinem Ausstieg aus dem Bus
begrüßte er mich in Frack und Zylinder mit den Worten „Welcome to Hollywood.
You have arrived!“. Na, wenn das mal kein netter Empfang ist. Er stellte sich
als der offizielle Begrüßer von Hollywood vor und zeigte mir hilfsbereit den
gut versteckten Eingang zum Hostel.
Anschließend erkundete ich den
berühmten Hollywood Boulevard. Dessen Gehwege sind zu beiden Seiten mit den Sternen
des Walk of Fame gesäumt. Außerdem
befinden sich hier das Kodak Theatre, das Graumann’s Chinese Theatre, Madame
Tussauds usw. Geht man den Boulevard einmal hoch und wieder herunter, verschwindet
jedoch jegliche Illusion und es reift schnell die Erkenntnis: Hollywood ist nur
im Fernsehen glamourös. Die Sterne sind lieblos in den Boden eingelassen, die
Platten z. T. beschmutzt oder sogar zerbrochen. Die ganze Straße ist
hoffnungslos überfüllt mit Touristen und als Superman, Spiderman, Captain
America oder Batman verkleideten „Künstlern“, die den Besuchern für ein Foto
das Geld aus der Tasche locken. Alle paar Meter wird einem ein neuer Flyer für
eine überteuerte Studiotour vor die Nase gehalten. Hier und da kniet ein
Obdachloser und bettelt um Geld.
Das Hollywood Zeichen kann man
vom Hollywood & Highland Center aus zwar sehen, es ist aber endlos weit
weg. Möglichkeiten auch ohne Auto näher an dieses heranzukommen sind vermutlich
vorhanden, wurden von mir aber gar nicht erst weiter erforscht. Ein
Schnappschuss aus der Ferne muss eben genügen.
Etwas ernüchtert begab ich mich daher
zurück zum Hostel und lief dabei erneut Gregg Donovan in die Arme. Dieser hatte
gerade Feierabend und lud mich spontan auf ein Stück Pizza und Weißwein ein.
Dabei erzählte er mir, dass er zuvor jahrelang am Rodeo Drive tätig war und die
Menschen in Beverly Hills begrüßte, bevor er aus Kostengründen entlassen wurde
und nach Hollywood wechselte.
|
Hollywood Boulevard |
|
Graumann's Chinese Theatre |
|
Finger-und Fußabdrücke der Harry Potter Hauptdarsteller |
|
Walk of Fame |
|
Hollywood Zeichen |
Am nächsten Tag ging es Richtung
Strand. Zuerst besuchte ich den Santa Monica Pier. Dort reihen sich diverse Fahrgeschäfte,
Souvenirshops und Imbissbuden aneinander. Viel mehr als einmal über den Pier zu
laufen lohnte sich jedoch nicht, sodass ich mich gar nicht lange aufhielt und am
Strand entlang zum nahe gelegenen Venice Beach spazierte. Unvoreingenommen zog
ich meine Schuhe aus und ging bis vor zum Wasser. Dann kam die erste Welle und
ich musste erst einmal scharf Luft holen: Das Wasser war eisig kalt! Nach ein
paar Minuten hatte ich mich zwar daran gewöhnt, aber ich hatte doch tatsächlich
ein paar Verrückte im Meer baden sehen, brrr.
Der Venice Beach ist in der Tat
einer der besten Orte für Selbstdarsteller. Auf ca. 3 km Länge befinden sich
hier endlose Verkaufsstände. Mittendrin finden sich Breakdancer, Musiker
unterschiedlichster Art, Maler, Künstler, Artisten, Skater etc. Zwei Frauen
mittleren Alters tanzten zu der Trommelmusik einer Bongogruppe, ein älterer
Herr mit langen Haaren spielte auf einer E-Gitarre und
wirbelte diese wild herum, ein anderer fuhr seine Gitarre spielend auf
Rollschuhen herum, Kiffer erzählen von Liebe und Frieden, Wahrsagerinnen legen
Tarotkarten oder lesen dir aus der Hand, einige fahren einfach nur auf
prolligen Fahrrädern herum. Ziemlich am Ende der Meile befindet sich der
sogenannte Muscle Beach, an dem einst Arnold Schwarzenegger seine Karriere
begann. Hier kann man überdurchschnittlich trainierten Männern und Frauen beim
Gewichte heben zuschauen. Gleich daneben spielen andere Leute Tennis und
Basketball oder fahren auf der Skaterbahn. Es ist ein wahres Spektakel und der
Unterhaltungswert ist hoch. Hier kann man Stunden einfach nur mit gucken
verbringen.
|
Venice Beach |
|
Santa Monica Pier |
Das Hostel hatte nicht nur eine
unschlagbare Lage, sondern bot auch viele Möglichkeiten, um nette Leute kennen
zu lernen. Eine dieser netten Leute war Vera, die mit in meinem Zimmer
übernachtete. Wir hatten beide lange geschlafen und beschlossen spontan den Tag
gemeinsam zu verbringen. Nach einem ausgedehnten Frühstück bei ihop und einem
gemütlichen Verdauungsspaziergang über den Sunset Boulevard fuhren wir zum
Universal Studio Citywalk, der sich vor dem Eingang zu den Universal Studios
befindet und frei zugänglich ist. Wir kauften uns Süßigkeiten im größten
Süßigkeitenladen, den ich je gesehen habe, schauten einem Karikaturzeichner zu,
dessen Karikatur von drei älteren asiatischen Damen viel besser aussah als die
Originale selbst, und gönnten uns einen riesigen ice blended Vanilla Mocha. Manchmal
ist es so einfach große Kinder glücklich zu machen ;)
|
Universal Studios |
|
City Loft |
|
City Walk |
|
it'sugar |
|
Smarties |
Zwei Abende zuvor hatte ich
außerdem Sandra und Svenja kennengelernt. Die beiden waren gerade von Hawaii
gekommen, hatten einen Wagen gemietet und ihre nächste Station sollte genau wie
bei mir San Diego sein. Weil wir uns auf Anhieb gut verstanden, boten sie mir
an mich mitzunehmen. Das nahm ich natürlich dankend an und verlängerte dafür
meinen Aufenthalt in Hollywood um einen weiteren Tag. Diesen verbrachte ich zusammen mit Sandra am
Redondo Beach, wo wir Delfine beim Spielen im Meer beobachteten und ein
bisschen die Seele baumeln ließen. Abendessen gab es dann in der Cheese Cake
Factory. Dort sind die Portionen noch größer als sowieso schon (davon kann ich
ungefähr drei Tage lang essen und zwar jeweils morgens, mittags und abends) und
der Kellner fragt alle zwei Minuten, ob alles in Ordnung ist. Die Cheese Cakes
selbst, welche mit zwei (!) Häubchen Sahne serviert werden, sind wirklich
lecker, verkleben einem aber auch ganz schön den Magen. Über die Anzahl der
Kalorien denkt man lieber gar nicht erst nach.
|
Redondo Beach Pier |
|
Hafen |
|
Sonnenuntergang |
Fazit: Wer in Hollywood Glitzer und
Glamour erwartet, wird zunächst enttäuscht werden. Man muss schon ein bisschen
danach suchen. Nichtsdestotrotz hatte ich hier eine wirklich gute Zeit und fand
es fast ein bisschen schade weiter zu ziehen. Das hielt jedoch nicht lange an,
denn es warteten ja neue schöne Dinge auf mich...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen