Nach drei Tagen verließen wir
Moab und fuhren durch Capitol Reef zum Bryce Canyon Nationalpark, der jedoch
nur fälschlicherweise als Canyon bezeichnet wird. Vielmehr handelt es sich um
eine Art natürliches Amphitheater voller orangefarbener Felspyramiden, die auch
als Hoodoos bezeichnet werden. Der Anblick ist spektakulär und erinnert einen an
nassen Sand, den man aus der Hand auf den Boden kleckern lässt.
Bereits bei der Anmeldung am
Campingplatz warnte man uns, dass die Nacht kalt werden würde. Und tatsächlich
fühlte es sich schon deutlich kühler an als noch ein paar Stunden zuvor in
Moab. Wir entfachten ein Lagerfeuer, um uns wenigstens zum Abendbrot ein wenig
warm zu halten, aber sobald das Feuer erloschen war, machten sich die -3° C
deutlich bemerkbar. Ich zog zum Schlafen fast alles an, was ich hatte: Drei
Paar Socken und zwei Jeans übereinander, ein Unterhemd, ein T-Shirt, ein
Longsleeve, eine Strickjacke und einen Pullover. Doch trotz allem kroch schon
nach ein paar Minuten im Zelt die Kälte langsam von den Füßen über die Beine
bis in die letzen warmen Körperzellen. In Gedanken sehnte ich mich in die warme
Badewanne und schlief irgendwann auch endlich für ein paar Stunden ein.
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da hatte ich noch gut lachen |
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Camping bei - 3° C |
Die frostigen Temperaturen waren eigentlich
keine Überraschung. Der Campingplatz befand sich auf ca. 2400 m Höhe, der
höchste Punkt im Nationalpark lag bei ca. 2800 m. Das war so hoch, dass dort z.
T. sogar noch Schnee lag. Die Höhe machte sich auch bei unserer Wanderung am
nächsten Tag bemerkbar. Schon nach ein paar Minuten ist man ziemlich außer Atem
und egal wie oft und wie tief man einatmet, man hat das Gefühl, dass man einfach
nicht genug Luft bekommt. Das ist eine interessante Erfahrung und man kann
nicht viel dagegen tun. Wichtig ist, dass man viel trinkt, für die Wanderung
ausreichend Zeit einplant, weil man eben langsamer voran kommt als üblich, und
dann einfach das Tempo läuft, das sich am besten anfühlt.
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Schneemann |
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das Amphitheater |
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Hoodoos |
Nach einer weiteren kalten Nacht –
dieses Mal immerhin + 1° C – ging es weiter zum Zion Nationalpark. Dieser ist
wunderschön, landschaftlich aber im Vergleich zu anderen Nationalparks nicht
unbedingt der spektakulärste. Es sind vor allem zwei Dinge, die Zion so attraktiv
machen: Erstens ist der Park angenehm grün, voller Bäume und Wiesen und somit
eine willkommene Abwechslung zu der vorrangig trockenen und staubigen Landschaft
der letzten Wochen. Zweitens bietet der Park schier endlose Möglichkeiten zum
Wandern.
Direkt den ersten Tag nutzen wir
daher auch, um den relativ beliebten Emerald Pools Trail zu wandern. Wir
freuten uns zudem, dass es in Zion ungefähr 15 Grad wärmer war als in Bryce und
feierten diesen glücklichen Umstand, in dem wir am Lagerfeuer Marshmallows
grillten. Im Supermarkt konnte ich außerdem ein paar Flaschen Schöfferhofer
Grapefruit Hefeweizen ausfindig machen – ein perfekter Abend.
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Zion Nationalpark |
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Spiegelung im Emerald Pool |
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Leonie macht Abendbrot |
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Marshmallows |
Für den zweiten Tag hatten wir
uns viel vorgenommen. Zum Aufwärmen starteten wir mit dem Weeping Rock Trail,
der zwar ziemlich steil, dafür aber recht kurz ist. Als nächstes stand der Hidden
Canyon Trail auf dem Programm. Anfangs windet sich der Pfad in Serpentinen den
Berg hinauf, zum Ende hin gibt es jedoch nur noch eine Eisenkette, an der man
sich besser festhalten sollte, damit man nicht den steilen Berghang hinunter
fällt. Um in den verborgenen Canyon zu gelangen muss man dann auf ebener
Strecke über Felsen und umgestürzte Bäume klettern. Das macht riesigen Spaß,
weil man wie ein kleines Kind ungehemmt durchs Unterholz bolzen darf und die
Herausforderung dabei ist, stets die beste Möglichkeit zu finden, um das
Hindernis überwinden zu können. Zur Belohnung gönnten wir uns danach eine
riesige Portion Softeis.
Für den Nachmittag war Angel’s
Landing geplant. Der Aufstieg war auch hier extrem steil und serpentinenartig.
Für die letzte halbe Meile stand wieder nur eine Eisenkette zum Festhalten zur
Verfügung, mit dem Unterschied, dass es dieses Mal zu beiden Seiten steil den
Berg hinunter ging. Ich war schon ziemlich kaputt und dachte mir, dass es wohl
besser wäre, für diese Art von Aufstieg ausreichend Kraft und Konzentration und
alle sieben Sinne beisammen zu haben. So entschied ich mich auf den letzen
Abschnitt zu verzichten und wartete erschöpft auf Leonie, die es bis nach oben versuchen
wollte.
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Vorsicht! |
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der letzte Abschnitt |
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Leonie hat es geschafft |
Der letzte Tag im Zion
Nationalpark hielt noch einmal etwas Besonderes für uns bereit: Wir wollten ein
Stück weit in die Zion Narrows wandern. Das ist ein Canyon, durch den der Virgin
River fließt und man kann nur hineingehen, wenn man von Ufer zu Ufer immer
wieder den Fluss überquert. Weil das Wasser zu dieser Jahreszeit noch recht
frisch war, liehen wir dazu uns Neoprensocken, spezielle Schuhe, wasserdichte
Hosen, Wanderstöcke und eine wasserdichte Tasche für unsere Verpflegung aus. Das
sah zwar doof aus, war aber eine sinnvolle Investition.
Zunächst muss man den ca. eine
Meile langen befestigten River Walk zurücklegen, bevor es richtig in den Fluss
geht. Dann läuft man durchs Wasser (und zumindest auf dem Hinweg gegen den Strom)
in den Canyon hinein. Die Wanderung macht großen Spaß, ist aber auch extrem
anstrengend. Zum einen physisch, weil man die meiste Zeit durchs Wasser läuft,
welches z. T. bis hoch zu den Oberschenkeln geht. Zum anderen mental, weil man
stets hochkonzentriert sein und aufpassen muss, wo man hintritt, denn der Grund
des Flusses ist mit glitschigen Steinen bedeckt. Wir haben am Ende aber alles
gut überstanden und sind nicht nass geworden, auch wenn es ein paar Mal
ziemlich knapp gewesen ist.
Am nächsten Tag fuhren wir schließlich
weiter nach Las Vegas, wo sich unsere Wege nach gut einer Woche gemeinsamer
Reise letztlich trennen sollten. Ich fand es schön, noch einmal nach Las Vegas
zurück zu kehren und nach den Strapazen des Zeltens nicht nur wieder in einem
Bett schlafen zu können, sondern auch erneut die entspannte Atmosphäre des
Strips genießen zu dürfen. Ich zeigte Leonie die interessantesten
Sehenswürdigkeiten, traf mich mit Yazi und schaute mir von der Skylounge der
Stratosphere die Stadt von oben an.
Direkt am ersten Abend ergab sich
für mich außerdem die Möglichkeit meine nicht mehr benötigten Campingutensilien
zu entsorgen. Beim vom Hostel initiierten BBQ kam ich mit zwei Männern ins
Gespräch, die genau die Tour in Angriff nehmen wollten, die Leonie und ich
gerade hinter uns hatten. Einer von beiden hatte weder Schlafsack noch
Isomatte. Also nutzte ich kurzentschlossen die Chance und verkaufte ihm meine
Sachen für einen fairen Preis. So waren wir beide Gewinner.
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Welcome again! |
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Strip bei Nacht |
Darüber hinaus wollte ich die
Gelegenheit nutzen, um auch noch das berühmte Death Valley zu sehen. Da ich
ohne Leonie wieder auf den Luxus eines Autos verzichten musste, schloss ich
mich wie schon beim Grand Canyon einer geführten Tour an. Diese führte uns
zunächst zu der Geisterstadt Rhyolite, die einst aufgrund eines großen
Goldvorkommens gegründet worden war. Außerdem besichtigten wir das nahegelegene
Goldwell Open Air Museum.
Im Death Valley angekommen,
besichtigten wir zuerst ein paar Sanddünen, bevor wir uns Badwater, eine der
Hauptattraktionen, anschauten. Diese Senke liegt 85,5 m unter dem Meeresspiegel
und ist damit der tiefste Punkt der westlichen Hemisphäre. Im Herzen des Tals
erscheint die Landschaft meilenweit nur felsig und trocken, ohne erkennbares
Leben (mal abgesehen von den vielen Touristen) oder Vegetation – fast wie auf
einem anderen Planeten. Abschluss und Höhepunkt der Tour war der Besuch des Zabriskie
Point, von dem aus man einen fantastischen Blick genießt.
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Sanddünen |
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Badwater |
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Devil's Golf Course |
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Zabriskie Point |
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