Freitag, 6. Juni 2014

Halbzeit – zurück in San Francisco

Mein weiterer Weg führte mich zurück nach San Francisco. Während ich an der Greyhound Busstation aufs Boarding wartete, überraschte mich Yazi noch mit einem kurzen Abschiedsbesuch und einem selbstgemachten Lunchpaket für die Fahrt. Es gibt wirklich liebe Menschen auf dieser Welt. Mit dem Bus fuhr ich dann in mehr als 14 Stunden über Nacht erst nach Los Angeles und von dort schließlich nach San Francisco. Das war verhältnismäßig viel Aufwand, um noch einmal an einen Ort zurück zu kehren, an dem ich bereits gewesen war. Es war mir aber wichtig die Stadt noch einmal zu sehen und dieses Mal richtig  genießen zu können. Als allererste Station dieser Reise war mein vorheriger Aufenthalt viel von Orientierung und Organisation geprägt. Außerdem war das Wetter nicht optimal gewesen und ich hatte nicht alles geschafft, was ich mir vorgenommen hatte. Das holte ich nun nach und machte bspw. einen Ausflug in den Golden Gate Park, bei dem ich von Mücken zerfressen wurde, besichtigte die sogenannten Painted Ladies, sieben nebeneinander stehende viktorianische Häuser, und besuchte als Highlight mein allererstes Baseballspiel.

Das Baseballstadion lag direkt an der San Francisco Bay und bot damit eine einzigartige Kulisse. Verkaufsstände boten überteuerte Fanartikel, Hot Dogs, gesalzenes Popcorn und Softdrinks an. Cheerleader gab es nicht, dafür aber eine kleine Tanzgruppe. Es gab Gewinnspiele und vieles mehr. Das ganze Drumherum war also relativ spektakulär. Dann begann das Spiel und spätestens nach einer Viertelstunde war klar: Baseball ist superlangweilig. Im Wesentlichen geht es darum, den Ball zu treffen, so weit wie möglich weg zu schlagen und dann über die erste, zweite und dritte Base ins Ziel zu laufen. Brennball – wer es noch aus Schulzeiten kennt – ist eine vereinfachte Form davon. Wird der Ball also getroffen, wird es kurz spannend. Wird der Ball aber nicht getroffen, was leider überwiegend der Fall ist, dann passiert eben auch nichts.

Für mich entstand der Eindruck, dass so ein Baseballspiel eher eine Gelegenheit ist, um sich mit Familie und Freunden zu treffen. Es wird gequatscht, gegessen und das Spiel läuft nur so nebenher. Auf den Tribünen herrscht auch ein ständiges Kommen und Gehen, kaum jemand verfolgt wirklich aufmerksam das Spiel. Am spannendsten war folgende Situation: Einer der drei home runs, die ich bewundern durfte, landete außerhalb vom Stadium im Wasser. Dort hatten sich drei Kanufahrer versammelt, die nur auf diese Gelegenheit gewartet hatten. Es entstand ein kurzer, aber heftiger Kampf um den Baseball. Der Sieger streckte nach 30sekündiger Kabbelei schließlich triumphal seinen Arm mit dem Baseball in der Hand in die Höhe. Die Zuschauer applaudierten und das Spiel ging weiter. Nach sage und schreibe drei Stunden gewannen schließlich die San Francisco Giants gegen die Atlanta Braves mit 4:2.

Golden Gate Park

Painted Ladies

Baseball

Stadion

Darüber hinaus arrangierte ich ein Treffen mit Jean. Bei ihr handelt es sich um die in einem der ersten Blogeinträge genannte erste nette Einheimische, die mir direkt nach meiner Ankunft in der Bahn vom Flughafen nach San Francisco wertvolle Tipps und für den Notfall ihre Handynummer gegeben hatte. Ich schrieb ihr eine SMS, dass ich wieder in der Stadt sei und sie antwortete, dass wir uns unbedingt treffen sollten. So kam es, dass wir uns zufällig genau an Tag 45 von 90, also pünktlich zur Halbzeit meiner Reise, erneut begegneten.

Sie fuhr mit mir zu den Twin Peaks, die höchsten Erhebungen in San Francisco, von denen aus man einen fantastischen Blick über die Stadt hat, und wir besichtigten zusammen das Mission District, in dem die Stadt einst ihren Anfang genommen hat. Berühmt ist dieses vor allem auch für seine zahlreichen bunten Wandmalereien. Da wir jedoch nur dem Auto hindurch gefahren sind, gibt es davon leider keine Bilder. Den Nachmittag verbrachte ich lesend im Dolores Park mit San Franciscos wunderschöner Skyline im Hintergrund.

Außerdem kaufte ich mir ein neues T-Shirt und ein Longsleeve. Das ist jetzt nicht unbedingt etwas, das man im Blog erwähnen muss, aber es ist aus einem anderen Grund interessant: Der Einkauf war nämlich nur notwendig, weil mir mein altes Longsleeve in Las Vegas geklaut wurde. Das hatte ich vergessen im letzten Eintrag zu erwähnen. Ich hatte meine Wäsche gewaschen, konnte diese aber nicht trocknen, da alle Trockner besetzt waren. Weil ich mit Yazi verabredet war, blieb mir auch keine Zeit zu warten. Ich breitete daher alle meine Sachen auf meinem Bettgeländer aus und ließ sie dort bis zum nächsten Abend hängen. Als ich von der Death Valley Tour zurück kam, fehlte mein Longsleeve. Er wirkte fast so als hätte jemand alles durchgeschaut und sich dann für dieses eine Teil entschieden. Ganz schön armselig. Ich trauere dem Oberteil nicht hinterher, weil es nichts Besonderes war (ein schwarzes Longsleeve ohne Aufdruck von H&M), aber man fragt sich natürlich, warum jemand so etwas macht. Wir alle sind Reisende mit kleinem Budget, da stiehlt man nicht voneinander. Aber egal, besser das Longsleeve als mein Netbook ;) 

Mission District

Aussicht von den Twin Peaks

typisch viktorianische Wohnhäuser in San Francisco

Dolores Park mit Ausblick auf San Francisco

Zu guter Letzt machte ich noch einen Ausflug in den Yosemite Nationalpark und schloss mich hierzu erneut einer Tour an. Da dieser jedoch ca. 300 km östlich von San Francisco und damit relativ weit weg liegt, benötigt man allein für die Fahrt schon jeweils vier Stunden hin und zurück. Entsprechend wenig Zeit bleibt einem dann im eigentlichen Nationalpark. Das war ein wenig schade, da Yosemite wirklich schön ist und eine Wanderung sicher sehr beeindruckend gewesen wäre, aber eine Übernachtung stand vom Nutzen her nicht im Verhältnis zum (finanziellen) Aufwand. So bekam ich nur einen groben Überblick und die Gelegenheit ein wenig im Yosemite Valley spazieren zu gehen, aber immerhin. Ich bin trotzdem froh, wenigstens das gesehen zu haben. 

Yosemite Valley
 
Upper Yosemite Fall




Half Dome

Lower Yosemite Fall

San Francisco Skyline

Sonnenuntergang

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