Montag, 12. Mai 2014

Las Vegas – Salt Lake City – Moab

Als nächste Station stand Las Vegas, Nevada auf dem Programm. Der Greyhound Bus verlies Flagstaff pünktlich um 14:30 Uhr, geplante Ankunftszeit in Las Vegas war 20:30 Uhr. Nach eineinhalb Stunden Fahrt hieß es dann plötzlich, dass der Bus kaputt ist und wir umdrehen müssen. Gegen 17:30 Uhr war ich also wieder zurück in Flagstaff. Laut Auskunft des Busfahrers sollte um 20:00 Uhr ein Ersatzbus bereit stehen. Dieser musste aber extra erst aus Phoenix angefahren kommen. Um 20:00 Uhr hieß es dann, dass der Ersatzbus um 21:30 Uhr kommt. Es wurde gratis Pizza für alle bestellt (eine davon hat sich ein Fahrgast einverleibt, der gar nicht zu unserem verunglückten Bus gehörte, sondern nur die Gunst der Stunde nutzte), Kaffee stand zur freien Verfügung und zu unserem Zeitvertreib wurde der Film „Spaceballs“ gezeigt – immerhin. Um 23:00 Uhr kam dann endlich der Ersatzbus und nach einer schlaflosen Nacht war ich schließlich um 4:30 Uhr morgens in Las Vegas. Dummerweise war ein Check-in im Hostel aber erst ab 08:00 Uhr möglich. Also verbrachte ich weitere dreieinhalb Stunden an einer der trostlosen Greyhound Busstationen und schaute eine Folge Tatort (WiFi und ARD Mediathek machen es möglich), bis ich letztlich kurz nach 08:00 Uhr erschöpft den Schlüssel zu meinem Schlafsaal in den Händen hielt. Dort habe ich mich dann auch erst einmal hingelegt und ein paar Stunden geschlafen.

So eine desaströse Busfahrt schweißt natürlich zusammen und man kommt automatisch mit seinen Leidensgenossen ins Gespräch. So traf ich Yazi, einen aus der Nähe von Page stammenden US-Amerikaner mit indianischen Wurzeln. Wir hatten uns die ganze Zeit über gut unterhalten und am Ende unsere Handynummern ausgetauscht. Nachdem wir uns also beide eine Mütze voll Schlaf geholt hatten, verabredeten wir uns für ein gemeinsames Mittagessen und liefen zusammen einmal den gesamten Strip entlang. Da Yazi in Las Vegas wohnt und arbeitet, kannte er sich gut aus und konnte mir nicht nur ein paar versteckte Ecken zeigen, sondern auch ein wenig Hintergrundinformationen zur Verfügung stellen.

Bevor ich meine Reise antrat, hatte ich allen erzählt, dass ich in Las Vegas möglicherweise gar nicht Halt machen würde und wenn, dann vermutlich nur ganz kurz, weil es ja außer dem Strip eh nichts zu sehen gäbe und dieser vermutlich auch nur bei Nacht interessant wäre. Ganz Unrecht hatte ich damit zwar nicht, aber ich hatte doch die erstaunlich angenehme Atmosphäre unterschätzt, die dieser Ort verbreitet. Da Las Vegas in der Wüste liegt, war es dort sommerlich warm und der Strip hat einfach Flair: Überall läuft Musik, die Menschen sind gut gelaunt und wenn man die Straße entlangläuft, unternimmt man eine unglaubliche Städtereise von Venedig über Rom und Paris bis hin nach New York. Es ist ein Ort des Entertainments und die Unterhaltung war für mich eine willkommene Abwechslung. Bei Tag ist es sogar fast noch schöner als bei Nacht, weil der Boulevard dann nicht so extrem überfüllt ist. So genoss ich zwei Tage lang die herrliche Sonne, das rege Treiben der Stadt, die Wasserspiele vorm Bellagio und vor allem die nette Gesellschaft von Yazi.

Willkommen!

Stratosphere - das höchste Gebäude

Paris

New York

Wasserspiel zu Musik vorm Bellagio

die neueste Attraktion  - der high roller

Bevor ich nach Las Vegas kam, hatte ich in Flagstaff noch Leonie aus Belgien kennen gelernt. Wir waren uns von Beginn an sympathisch gewesen und  hatten einige Gemeinsamkeiten: Wir hatten beide unsere Jobs gekündigt, reisten für drei Monate durch die USA und hatten zumindest für die ersten Wochen fast die identische Route geplant. Ihre nächsten Stationen sollten nördlich des Grand Canyon u. a. Moab (Ausgangspunkt für Ausflüge in den Arches Nationalpark und Canyonlands Nationalpark), Bryce Canyon Nationalpark und Zion Nationalpark sein: Alles Orte, die ich gern sehen wollte, ohne Auto aber nicht erreichen konnte. Ich fragte Leonie also, ob ich sie ein Stück auf ihrer Reise begleiten dürfe und sie behauptete, sich über meine Gesellschaft zu freuen. Allerdings hatte ich zu diesem Zeitpunkt (es war mein vorletzter Tag in Flagstaff) bereits die Busfahrt und das Hostel für Las Vegas gebucht. Monument Valley, ihren nächsten Aufenthaltspunkt, hatte ich zudem schon gesehen. So beschlossen vorerst getrennte Wege zu gehen und uns fünf Tage später in Moab, Utah wieder zu treffen.

Meine nächste Herausforderung lautete also „Finde einen Weg von Las Vegas nach Moab“ und das war gar nicht so leicht wie es zunächst klang. Meine Recherche ergab, dass es weder eine öffentliche Bus-  noch Zugverbindung gab. Man konnte für 600 USD eine Art private Taxifahrt buchen, aber das war keine Option. Was also tun? Na klar – fliegen. Denn in den USA gibt es einfach überall, selbst im letzten Kaff irgendwo im Nirgendwo, einen Flughafen – sogar in der 5.000-Einwohner-Stadt Moab, quod erat demonstrantum. Blöd nur, dass der Flug 300 EUR kosten und noch dazu einen Zwischenstopp in Salt Lake City haben sollte. Also auch keine Option, aber Moment: Zwischenstopp in Salt Lake City? Mal schauen was der Flug von Salt Lake City nach Moab kostet. Aha, auch nicht gerade günstig, aber erschwinglich. Und wie komme ich nach Salt Lake City? Acht Stunden Busfahrt zum fairen Preis, das würde doch gehen. Ist zwar nicht gerade der direkteste Weg, aber das macht ja nichts. Nur was sagt eigentlich der Reiseführer dazu? Salt Lake City ist definitiv einen Aufenthalt wert! Na dann, nichts wie los. Zehn Minuten später war alles gebucht.

So machte ich mich mit dem Bus auf nach Salt Lake City. Während der Fahrt wechselte ich zum ersten Mal in meinem Leben auf dem Landweg die Zeitzone, indem ich die Grenze zwischen den Bundesstaaten Nevada und Utah passierte. Leider regnete es bereits bei meiner Ankunft und hörte auch die ganzen eineinhalb Tage, die ich zur Verfügung hatte, nicht so richtig auf. So kam es, dass ich von der Stadt selbst gar nicht allzu viel gesehen habe (außer einer Vielzahl an Kirchen - Salt Lake City wurde von Mormonen gegründet und ist auch heute noch ein Zentrum für diese). Das ist ein wenig schade, da ich davon überzeugt bin, dass Salt Lake City eine schöne Stadt mit einem netten Zentrum ist, aber es ist eben nicht zu ändern. Außerdem traf ich ein paar Tage später einen Dresdner (schön, ein wenig heimatlichen Dialekt zu hören), der in Salt Lake City wohnt und mir erzählte, dass es dort nur ca. 10 Tage im Jahr regnet. Ich versuche daher das Ganze positiv zu interpretieren: Mit dem Regen wurde mir sozusagen eine echte Seltenheit und somit eine besondere Attraktion der Stadt geboten. Die Wahrscheinlichkeit diese zu erleben beträgt nur 2,74 %, ich bin also ein wahrer Glückspilz!

Darüber hinaus hatte ich in Salt Lake City noch einen anderen Auftrag zu erfüllen: Für meine weitere Reise mit Leonie musste ich nämlich noch einen Schlafsack, eine Isomatte und ein wenig Campinggeschirr besorgen, denn es stand von Vornherein fest, dass wir in Bryce und Zion zelten würden. Der ideale Ort, um solche Dinge günstig – wenn auch nicht qualitativ hochwertig – zu besorgen, ist Walmart. Also suchte ich die nächstgelegene Niederlassung heraus und fuhr mit der Bahn dahin. Als ich dort ankam, musste ich feststellen, dass meine Aussage von eben einer Korrektur bedarf: Der ideale Ort, um irgendetwas – egal was – zu besorgen, ist Walmart. Hier gibt es einfach ALLES: Nicht nur Lebensmittel (natürlich alles im absoluten XXL-Format – ich frage mich ernsthaft was Singles einkaufen), sondern auch Kleidung, Schuhe, komplette Campingausrüstungen, DVD’s und Bücher, Küchengeschirr und was weiß ich nicht noch alles. Es ist wie Metro, MediaMarkt, SportCheck und Kik in einem. Nur noch größer. Wahnsinn! Ich musste an den Film „Wo dein Herz schlägt“ denken, in dem Natalie Portman eine Zeit lang im Walmart wohnt und dann dort an der Kasse ein Kind gebärt, und ich fand, sie war clever. Hier kann man wirklich gut wohnen, denn man findet alles, was man zum Leben braucht.


Salt-Lake-Tempel


einziger Farbtupfer - ein paar Tulpen am Wegesrand

Der anschließende Flug nach Moab war kurz, aber spektakulär. In einem Dreisitzer-Propellerflugzeug, das seine besten Jahre eigentlich schon hinter sich hatte, flogen wir über wunderschöne Landschaft und ich bekam auf diesem Wege sogar noch die Gelegenheit, den der Stadt ihren Namen verleihenden Salt Lake zu sehen.

das Flugzeug

Salt Lake City aus der Vogelperspektive

Salt Lake


Der Flughafen in Moab war mitten in der Prärie. Rundherum war meilenweit nichts, eine Busverbindung in die Stadt gab es nicht und es fuhr genau ein Taxi, das gerade vollbesetzt im Aufbruch war. Der Fahrer erklärte, dass er in ungefähr 45 Minuten wieder da sein würde und mich dann für 45 USD mitnehmen könne. Pff! Zum Glück war Leonie schon eher in der Stadt angekommen als erwartet und konnte mich so problemlos abholen.

Den ganzen Tag über hatte ich mich schon etwas unwohl gefühlt, so als wäre eine Erkältung im Anmarsch. Zum späten Nachmittag gesellten sich noch Magenkrämpfe dazu. Da schlafen immer die beste Medizin ist, ging ich früh zu Bett und hoffte, dass sich mein Magen schnell wieder beruhigen würde. Ich erinnerte mich außerdem daran, dass Luise und Flo mich vor der Reise gewarnt hatten, dass es immer gute, aber auch mal schlechte Tage geben würde. Dies war also ein schlechter Tag. Morgen kommt also sicher wieder ein guter. Der Gedanke tröstete mich ein wenig und tatsächlich: Am nächsten Tag war wieder alles gut. Vermutlich hatte ich nur etwas Falsches gegessen.

Ich war also rechtzeitig wieder fit, um mit Leonie den Arches Nationalpark zu besuchen. Dieser verdankt seinen Namen den vielen natürlichen Steinbögen, welche auch die Hauptattraktion des Nationalparks sind. Der bekannteste Steinbogen ist die Delicate Arch, welche auch gleichzeitig das Wahrzeichen Utahs und u. a. auf den Nummernschildern des Bundesstaates abgebildet ist.

Balanced Rock

North and South Window

Double Arch

Broken Arch

Skyline Arch

Delicate Arch

Delicate Arch aus anderer Perspektive

Der zweite Ausflug führte uns in den Canyonlands Nationalpark. Hier treffen sich der Colorado und der Green River und teilen den Park in drei Plateaus: Island in the Sky im Norden, The Needles im Südosten und The Maze im Westen. Der bekannteste Abschnitt ist die Island in the Sky, die wir auch besucht haben. Von hier aus hat man einen fantastischen Blick auf den White Rim und die Flussläufe und man wird tatsächlich ein wenig an den Grand Canyon erinnert. Während dieser jedoch durch seine enorme Größe beeindruckte, fasziniert Canyonlands durch seine unglaubliche Weite.



Mesa Arch



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